Südafrika, Kapstadt - Konträre Volunteererfahrung

Eine Woche Freiwilliger, aber aus einem anderen Blickwinkel. Auf meine Äußerung hin, dass ich nicht nur Daheim rumsitzen möchte hat mich Naomi gleich mal mit der Sozialarbeiterin der Kirche gesprochen und mich somit im Handumdrehn zu einem neuen Freiwilligenjob gebracht. Do letzte Woche ein kurzes Meeting, bei dem Less mich sogar nach Imuzami Yethu, eins von Hout Bays Townships bringt. Less ist eine nette, großmütterliche Frau Mitte 50, welche Energie ausstrahlt. Schon an den Worten wie sie mir ihre Arbeit mit den Obdachlosen und im Township beschreibt macht mir klar, dass sie weiß was in Afrika funktioniert und was nicht. Es verspricht eine interessante Woche zu werden.

 

Montag begrüßt Less mich erstmal überschwänglich um dann im Kleiderlager ihres Büros nach Klamotten zum Streichen zu suchen. Dann gehts nach Imuzami Yethu in die Partnerkirche Isikula Bomi (so wirds ausgesprochen, gewisslich aber nicht geschrieben). Dort soll ich heute die Regale im kleinen Lagerraum streichen, hat sie doch die Idee dort einen second hand Klamottenladen zu eröffnen um einem jungen Mädchen ein bisschen Praxis im Verkauf zu geben, damit diese dann

hoffentlich einen Job in einem Modegeschäft bekommt. Soweit die Idee, zu deren Umsetzung jetzt ersteinmal weiß angestichene Regale von Nöten sind. Ein schwarzer Mitarbeiter der Kirche hilft mir und obwohl er viel redet, vor allem darüber, dass er nur langsam malt um besonders akkurat zu sein, pinsle ich schneller als er mit seiner Farbrolle streicht und dass dann sogar noch schöner. Im Endeffekt werden auf den Regalen sowieso die Kleider liegen, daher muss unsere Arbeit nicht allzu exakt sein. Was ich am Ende ebenso herrlich wie die Regal weiß gemacht habe ist eine Strähne meines Ponys, na klasse. Immerhin passt es zum Motto des 21. Geburtstages auf den wir heute eingeladen sind, denn das heißt "Kindergarten/Trash". So schwierig es war ein Outfit zu finden, so begeistert bin ich vom Kindergeburtstag als wir ankommen. Eine Hüpfburg, frische Zuckerwatte& Popcorn sowie Unmengen von Süßigkeiten und Getränke umsonst. Einige von Bradleys Freunden werde ich heute wohl das letzte Mal sehen, schießt es mir durch den Kopf. Dann haben wir mit Cyder und Hüpfburg einen herrlichen Abend.


Dienstag ist Womansday, also Feiertag, allerdings ist das für uns nicht gleichbedeutend mit Ausschlafen, hat ein befreundeter Freiwilliger doch eine urige, aber sehr talentierte Museumsführerin aufgetan, welche uns heute umsonst durch die Nationalgalerie führt. 3h lang lauschen wir Geschichten, dann ist meine Aufnahmefähigkeit erschöpft. Aus der Galerie treten wir in den wunderschönen Sonnentag. Überall höre ich, dass man so ein Wetter von Cape Towns Winter gar nicht gewohnt sei und dass endlich die Regenzeit kommen müsse, aber ich beschwere mich sicherlich nicht.


Mittwoch geht es der Unordnung in Less Kleiderkammer an den Leib. Die ist vom Ergebnis so begeistert, dass sie mich zum Essen einlädt. Sie habe schon zweimal aus Gutherzigkeit jungen Männern ein bisschen bezahlte Arbeit in der Kleiderkammer geben wollen, aber jedes Mal hättes es danach schlimmer ausgesehn als davor. Jetzt sind Klamotten nach Alter, Geschlecht und Größe soriert, in beschriftete Kartons gefaltet, Müll aussortiert und Schuhe paarweise geschnürrt.


Donnerstags möchte das Spielzimmer der Kirche vollständig desinfiziert werden. Herrlich dass die auch ein Bällebad haben, aber "Domian" zu hören macht auch das Schrubben von über 200 Bällen erträglich.


& zum Abschluss der Woche hat mich Bradleys alte Grundschule "Krunendaal" heute aufgenommen. Auch hier strömt mir von allen Seiten offenkundige Freude über meine Hilfbereitschaft und ehrliches Interesse zu dessen Beweggründen entgegen. Es geht auch anders als in Baph und hier wird mir so richtig klar, dass man Freiwilligenarbeit nicht als selbstverständlich ansehen muss. In der Bücherei Bücher verarztet und eingebunden, im Förderprogramm einen Einblick. Zwischendrin im Lehrerzimmer einen Hot Dog und 4 Tassen Tee bekommen, sowie der mehrfachen Nachfrage, welche mich letztendlich dazu bewegt nach meinem Nomadtrip wahrscheinlich nochmal zurück zu kehren.


Und wieder einmal bin ich einen Schritt näher an den konkreten Plänen für nächstes Jahr. Ich will meinen Horizont erweitern. Dafür werden Reisen (angedacht sind Indien und Thailand), ein Monat Einsiedlerleben ohne Strom& fließend Wasser (Hütte meines Opas in Begleitung all der Bücher die ich nie gelesen habe), mein Roadtrip durch Deutschland& all seine Nachbarländer sowie Praktika in Berufsfeldern, die man kennen lernen sollte, selbst wenn man gewisslich nicht in die Richtung geht (dh Polizei, Solzialarbeit mit Drogenabhängigen, Obdachlosen, im Frauenhaus, Hospiz, Kinderheim usw). Am liebsten will ich die in verschiedenen deutschen Städten machen dh nebenbei Freunde besuchen und ein bisschen in D rumkommen. Es klingt schon wieder so, als gäbe es zu viele gute Ideen für die Zeit eines kurzen Jahres.

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