CT to Vic Falls: Okavangodelta

Es ist eiskalt auf unserem Zeltplatz Sitatunga. Die Nacht war nur kurz. Erst hatte Norman mir das Komando in der Küche überlassen und ich einen vegetarischen Braai mit Tomaten mit Käse gefüllt, Pilzpfanne, marinierte Zuccinis, Maiskolben, Pellkartoffeln und selbst gemachten Zaziki sehr erfolgreich über die Bühne dilegiert. Dann mussten wir für zwei Nächte Buschkamp packen, dh ja nichts vergessen, denn Marvin unser Truck würde hier zurück bleiben. Als das endlich geschafft war, natürlich mit Begleitung von Biffy Clyro, die spätestens hier zur Tourmusik ernannt werden, folgen wir Helene und Stefan (die von der parallel mit uns laufenden Hoteltour) endlich zur Bar. Der Großteil unserer Gruppe spielt mitterweile schon etwas angeheitert in finsterer Nacht von Scheinwerfern beschienen Volleyball. Ab und zu laufen Kühe aufs Spielfeld, aber so ist das eben in Botswana wo man allgemein nicht viel von Zäunen hält. Helene und ich mischen uns ins Spiel und Norman lässt Grüße von der Bar und zugleich Belohnung für das gelungene Abendessen zukommen. Nach den vielen harten Stunden Arbeit fühlt sich das jetzt wie Urlaub an. Immer wieder erstaunlich wo der Körper all seine Energiereserven hernimmt. Wir spielen bis es spät ist, sitzen bis es noch viel später ist am Pool und haben gute Gespräche. Norman springt kurz vor Ende des Abend noch in den überraschenderweise gar nicht so kalten Pool. Schöne Abende enden spät & der Arbeitstag auf Tour beginnt ungnädig früh.

 

Also Frühstück, schnell noch unter die Dusche gesprungen, denn dafür gibts die nächsten 2 Tage keine Gelegenheit, dann alles auf das uralte Fahrzeug geladen, alle Reisenden aufgesprungen und Norman und ich samt unseres Gepäcks in das Führerhäuschen. 1,5h Fahrt bringen uns zur Anlegestelle der Makoros wo wir auch unsere Führer für die nächsten drei Tage treffen: die Pola. Jeder von ihnen hat ein langes kanuartiges Boot (manche aus Holz manche aus Plastik) in welche nun all unser Gepäck und jeweils zwei von uns kommen. Unsere Pola ist eine der wenigen Frauen. Ich mag Boote nicht besonders, das diese hier so klein und schmal sind macht es nicht gerade besser. Norman meint zwar er hätte hier noch keinen ketern sehen, genausowenig ein Krokodil während der Fahrt gesichtet, aber so recht beruhigt mich das nicht. So kann ich auch nicht wie er auf unseren 2,5h Fahrt mit den Booten schlafen, doch immerhin zunehmend entspannen und die wahnsinnig beeindruckende Landschaft um mich bestaunen.

Klar haben wir in den über 2 Wochen unserer bisherigen Reise viele beeindruckenden Stellen passiert. Der Fish River Canyon (der älteste der Welt), Soussusvlei (Wüste wie sie im Bilderbuch steht), Etosha (das dieses Mal mit seinen Wasserlöchern und riesigen Elefantenherden eindeutig gehalten hat was es versprach), die Buschmänner in Ghanzi (deren Wanderung am Morgen mich zu tiefst beeindruckt hatte), aber das Delta verspricht jetzt schon mein Highlight zu werden. Schilf so weit das Auge sieht, Seerosen, Wasserlilien, eine Menge Spinnen, die Sonne brennt von oben. Und trotz der vielen Boote vor und hinter uns fühle ich mich "into the wild". Das Versprechen eines handfesten Abendteuers liegt in der Luft.

 

Nach einem kurzen Zwischenstop auf einer Insel kommen wir an unserem "Zeltplatz" und Zuhause für die beiden nächsten Nächte an. Viele Büsche, Bäume ohne Blätter, einiges an Matsch, das wars dann aber auch schon. Während wir in brütender Hitze abladen versuchen die Reisenden Plätze für ihre Zelte zu finden. Ein kleines Zeltdorf entsteht. In der Mitte eine kleine frei Fläche. Zur gleichen Zeit richten Norman und ich die "Küche" auf einem umgedrehten Makoro ein. Die Arbeitsfläche befindet sich auf Höhe meiner Knie, das verspricht ein Spaß zu werden. Wir haben keine Stühle mitgenommen und werden die nächsten Tage rein auf Holzfeuer kochen. Erst nach dem Mittagessen kommen wir dazu Wasser abzukochen. Das Deltawasser werden Norman und ich die nächsten Tage trinken, allerdings schmeckt es stark nach Topf. Die Hitze setzt mir zu doch Schatten ist schwer zu finden. Manch einer hat Glück mit den Standpunkt seines Zeltes, Norman und ich nicht. Also stellen wir den 4 Ingenieuren und 2 ehemaligen Armeedienenden die Aufgabe für etwas Schatten zu sorgen. "Die Jungs spielen lassen". Doch das Ergebnis aus Zeltsäcken und Palmenästen lässt sich sehn. Als eines der Kinder auf Tour dann noch einen Pool gräbt wird das Dorf richtig wohnlich.  Zwar wird dieser Pool in der nächtlichen Dunkelheit eher zu Fallgrube weswegen er zugeschüttet wird, allerdings sorgt das Wasser in ihm, dass wir daraufhin eine Matschgrube an unserem Dorfplatz haben, wir stecken Palmzweige hinein. Nach Einbruch der Dämmerung stellen wir Kerzen in die Bäume um unseren Kochplatz zu erleuchten, die Moskitos fressen meine Hände, die Geräuschkulisse wird durch Frösche (die hier aber mehr Holzinstrumentenstimmen haben als quaken) gebildet. In der ersten Nacht wird dieses in später Stunde durch intensives Wassergeplansche ergänzt welches sich am nächsten Tag durch die Worte eines Pola in einen jungen Nilpferdbullen verwandelt. Auf unseren Safaris sehen wir nicht viel beeindruckendes bis auf einen Elefanten der mit erhobenem Rüssel eine Palme schüttelt um ihre Nüsse zu essen. Eigentlich ist mir das auch ganz recht, denn hier ist freie Wildnis dh der Elefant/Löwe/ Nilpferdbulle kann auch gleich mal neben dir stehn. Das passiert uns allerdings nur in der ersten Nacht und ich verschlafe friedlich. Am nächsten Morgen ist der Busch neben unserem Zelt abgefressen und neue Elefantenhinterlassenschaften da. Auch die Flußfahrt zum Hippopool versetzt mich in Unbehagen, sind wir doch in ein und dem selben Wasser wie diese Kolosse. Erst zwei Wochen zuvor war ein Makoro einem Bullen zu nahe gekommen und der hatte nicht nur das Boot zerlegt. Ja die Bilder sind beeindruckend, zumindest die die mit den guten Kameras geschoßen werden, aber was wirklich die Magie des Deltas ausmacht ist das Licht der Abenddämmerung. Auch in der Gruppe ist deutlich zu erkennen, dass eine allgemeine Gelassenheit, eine Ruhe und Harmonie sich einstellt. Das muss das Delta sein, vielleicht in Kombination was wir am Festland zurück gelassen haben.

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