Israel, Tel Aviv - Ab ins heilige Land

Letztendlich sitze ich im Flugzeug. Stuttgart - Istanbul - Tel-Aviv. Montag abends um 7 lande ich bei einer Temeratur von 19°C was schonmal sehr zuversichtlich stimmt. Bis zuletzt wusste ich nicht ob Gilad (den ich auf meiner Overlandtour von Cape Town to Vic Falls im August kennen gelernt hatte) mir ein Zimmer reserviert hatte. Wie sich herausstellte, hatte er das nicht und so habe ich mich selbst zu Zuversicht und Mut überredet, immer getreu dem Motto "an einem Flughafen gibts immer jemanden, der einem eine Bleibe für die Nacht vermitteln kann". Doch davor steht noch an die berühmt-berüchtigten israelischen Einreisebeamten zu überstehn. Leider scheint der junge Mann vor mir es auch richtig amüsant zu finden ein junges, allein reisendes, deutsches Mädchen nach Strich und Faden auszufragen. Noch nie habe ich mich an einer Grenze so sehr wie ein Krimineller gefühlt. Nach 5 Minuten Fragen schaut er nur vieldeutig und ruft irgenwen an. Es ist verdammt unangenehm nicht zu verstehn was er auf hebräisch zu sagen hat. Als dann sein Kollege dazu kommt und mit nocheinmal genau den gleichen Fragen anfängt, da werde ich schon beinahe nervös. Was soll ich denen denn noch mehr sagen, als dass ich allein reise, noch keine festen Pläne oder Schlafstätten, aber zwei Bekannte in Tel-Aviv habe. Gilads Telefonnummer zusammen mit meiner Antwort, dass ich allein reisend keine Angst habe, da Israel wohl kaum gefährlicher sein kann als meine 14 Monate Südafrika und das sage ich im Affekt auch so. Ein Lächeln spielt über das Gesicht der beiden Beamten. Und als ich dann noch sage, dass ich weder in West-Jordan-Land noch in den Gaza-Streifen will, da bekomme ich ein "fein gesagt"-Lächeln und einen Stempel.

An der Touristeninformation ist man zwar sehr nett doch letztendlich gibt man mir keine genaue Beschreibung wie ich zu dem Hostel kommen soll bei dem sie angerufen haben. Bevor ich in den Zug steige studiere ich intensiv die Karte und kann die mitgegebene Adresse nicht finden. Am Morgen habe nur noch kurz einmal nach einem Hostel in Tel-Aviv gegoogelt und dabei Florentine Hostel gefunden. Jetzt ist das also mein einziger Anhaltspunkt. Also auf dahin.

 

Aus dem Zug raus und losgelaufen durch das dunkle Tel-Aviv. Zuerst ist das ein wenig seltsam vor allem weil ich mit Rucksack und Handtasche beladen meinen kleinen Trolli durch die Gegend und die Straße entlang ziehe, doch als mir Menschen auf dem Rad entgegen kommen, da weiß ich "in einer Stadt in der die Menschen nachts unbekümmert Rad fahren bist du auch als Mädchen relativ sicher". Doch nach über 40 Minuten will ich nichts mehr, als das mir Florentine mit freundlichen Lächeln sagt: "natürlich haben wir noch ein Bett für dich". Als ich bei der angegebenen Adresse stehe, denke ich zuerst ich bin jetzt im Ernst noch falsch, doch dann macht mir ein junger Reisender die Tür auf und ich laufe mit ihm in den 3.Stock. Und da höre ich dann den erhofften Satz. Also meine Sachen in den 10er Schlafraum und erstmal eine Runde auf der herrlichen Dachterasse sitzen und all den Lieben Daheim mitteilen, dass man das erste Israelabenteuer gut überstanden hat. Dann bin ich nurnoch brotfertig und schlafe am längsten in meinem Gruppenschlafraum obwohl am morgen geräuschintensiv gepackt und geredet wird.


Israelisches Frühstück auf der Dachterasse von der mich schon 25°C warme Sommerluft willkommen heißt. Sich im November in einen Rock und Top zu kleiden und offene Schuhe zu tragen: das muss Urlaub sein. Am Abend vorher hatte ich mich schon mit einem sehr ungewöhnlichen Exemplar von Ami unterhalten und heute morgen fragt Adam mich ob ich nicht mit auf zwei Märkte und danach ins Museum kommen will. Eigentlich wollte ich ja mein Unwohlsein wegen bisher ausgelassener Planung beruhigen und mich ans Couchsurfanfragen schreiben machen, aber das Angebot in Gesellschaft von Adam und einem Mädchen bei diesem herrlichen Wetter durch die Stadt zu schlendern klingt dann doch besser. Also wird das Planen erstmal sein gelassen, kurz noch nachgefragt, ob ich eine weitere Nacht bleiben kann ( ja wenns mir nichts ausmacht auf der Terasse zu schlafen -> gar kein Problem, sogar gerne!). Dann gehts los.

Zu Fuß durch die Stadt und durch amerikanisch-britisch-Englisch Kennenlerngespräche. Etwas fällt im Stadtbild Tel-Avivs auf: zum einen die Soldaten die zahlreich in Uniform Bus fahren und durch die Stadt laufen (es scheint die wollen grad alle Heim mit ihren großen Rucksäcken und in mir drängt sich die Frage auf ob die irgendwie unregelmäßig frei haben oder grad alle auf Heimaturlaub sind) und zum anderen die Kontrollen (mindestens Tasche auf oft aber auch Metalldedektoren und manchmal sogar Gepäckdurchleuchter) an jedem Eingang zu einer Örtlichkeit an der sich relativ viele Menschen versammeln. Zu Anfang finde ich das sehr befremdlich, doch irgendwie bin ich schon nach 2 Tagen total daran gewöhnt.

Nur an die Soldaten die mit Maschienengewehren durch die Stadt schlendern, am besten noch mit ihrem iPhone herumspielen, daran werde ich wohl nicht gewöhnen können. Doch immerhin geht er meinen Stadtbummelbegleitern genauso. Drei scheint eine gute Zahl zu sein, denn auch auf den Märkten verlieren wir uns zwar immer wieder kurz aus den Augen, finden dann aber im Gewimmel doch wieder zusammen. Zuerst sind wir auf einem Künstlermarkt. Der ist zwar echt schön, aber zu sehr darf ich mich in keines der Stücke verlieben, denn die Preise sind israelisch (dh teuer). Dieser überaus schöne Markt geht dann nahtlos in einen bazarartigen Markt über in dem einen die tollen Gerüche nur so um die Nase wehen. Die schönsten Granatäpfel lachen mich so lange an bis ich welche kaufe& auch die anderen können frischen Datteln, Oliven und Madarinen nicht wiederstehn (auch wenn mein sonst wirklich gebildeter Ami (er spricht arabisch& studiert gerade in Aman habe ich überraschend herausgefunden) die nur als Orangen kennt). Die junge Britin muss zum Flughafen und so schlendern Adam und ich allein weiter. Er will sich ein Museum im Norden der Stadt anschaun und ich habe keine festen Pläne, komme also mit. Er scheint genau zu wissen, welchen Bus wir nehmen müssen also vertraue ich ihm das an. Nach einer guten Weile stellt sich heraus, dass wir in die entgegengesetze Richtung dh nach Süden Richtung altes Jaffa fahren. Also machen wir das Beste draus, steigen aus und laufen in die "Altstadt". Am Hafen in Jaffa befindt sich ein terassenartiger Garten in dem wir Mandarinen speisen und über die Wunschbrücke zu den kleinen verwinkelten Gässen gelangen. Dort stellen Galerien ihre Sachen auch in den Gässchen aus und die Athmosphäre hat etwas ganz eigenes. Im Hafen machen wir uns auf Graffitijagt. Es fällt mir zunehmend auf, von welcher Qualität die hier sind. Nachdem wir noch weiter gen Süden an der Promenade entlang gelaufen sind machen wir uns auf den Rückweg, besorgen in einem Supermarkt noch Zutaten fürs Abendessen und sind dann mit müden Füßen wieder in Florentine.

Ich habe so einiges zu regeln, Couchsurfer zu finden und Mails zu schreiben. Danach gehts an Pasta mit Zuccinis in Sahne, was richtig gut gelingt. Auf der Terasse werden Matratzen ausgelegt. Es wird zwar kühl, aber mit all meinen dicken Sachen an nicht kalt.

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