Israel, Jerusalem - In der heiligen Stadt

Am morgen entscheiden Adam und ich beim Frühstück, dass wir vor meiner Abfahrt nach Jerusalem noch am Meer baden gehn. Zwar steht da überall baden verboten doch es stellt sich heraus, dass das nur auf Grund der Abwesenheit der Lifeguards im Winter so ist. Wir ignoieren die Schilder und das Meer ist herrlich. Alles Wasser in dem man ohne Neoprenanzug gemütlich schwimmen kann ist nicht kalt und dass die hier schon bei 25 Grad von Winter reden, kann ich sowieso nur amüsant finden. Bei nur leichtem Wind ist es wirklich einfach die Sonne zu genießen.

Erst gegen Mittag sind wir zurück in Florentine, doch aller Streß, den ich mir selbst auf Grund meiner mangelnden Vorplanung gemacht habe ist von mir abgefallen (wahrscheinlich hat ihn das Mittelmeer abgewaschen). Ich packe meine Sachen, verabschiede mich und laufe zur Busstation.

 

Mit dem Bus nach Jerusalem dort in den Bus zum Hostel. Der Fahrer lässt mich zwar eine Station zu spät raus, aber das Stück ist leicht zurückgelaufen. Gestern habe ich online ein Bett im 8er-Schlafraum reserviert. Dort treffe ich auf eine 31-jährige Argentinierin die nachdem sie ihre Familie in Eilat besucht hat vollkommen überladen hier angekommen ist. Gleich um die Ecke finde ich eine herrlich tolle Bäckerei in der ich mein Abendessen zusammenkaufe (verschieden gefüllte Teigtaschen).

Zurück im Zimmer treffen drei junge Kanadier ein von denen sich zwei auf Weltreise befinden. Und schon ist der Raum voll von Reiseberichten und -geschichten. Die drei gehn zur Bar nach oben und ich folge nach einer warmen Dusche und Skype. Wir spielen Karten und kommen dann darauf, dass die drei "Die Siedler von Catan" dabei haben. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Da sie die Verpackung nicht lesen konnten habe sie bei ihrem Zwischenstop in Deutschland nur ein Erweiterungspack gekauft und waren so gezwungen sich ihre Reiseversion selbst zu basteln. Ich lasse es mir nicht nehmen mit Josh zusammen und meiner Strategie auch auf kleiner Insel zu gewinnen, denn ich hatte angekündigt, dass ich verdammt gut in dem Spiel sei. In Kanada spielt man nur, wenn alle etwas zu trinken vor sich haben und da die drei Bier trinken bekomme auch ich eins vor die Nase gestellt. So schlecht ist das garnichtmal und wir bleiben mit Reisegeschichten noch um einiges länger wach als ich das eigentlich vor hatte.


Am nächsten Morgen geht es nach unfangreichem (kostenlosen!) Frühstück mit meiner argentinischen Zimmergenossin zur kostenlosen Führung durch die Altstadt. Ja es ist Jerusalem, die heilge Stadt um die schon seit Jahrunderten alle so einen Terz machen, aber als ich dann durch die schmalen Gassen der Altstadt laufe sind doch eben alles nur Gebäude aus Stein, die Klagemauer nur große Steine mit großen Ritzen mit vielen kleinen Zetteln und vielen Menschen davor. Auf mich will beim besten Willen keine irgendwie geartete Stimmung überspringen. Einzig der profane (und sehr nüchterne) Gedanke, dass ich echt nicht verstehen kann, weshalb man ernstlich so ein Theater machen kann nur wegen ein paar Geschichten, geht mir durch den Kopf. Aber da spricht eben der Agnostiker. Es erstaunt mich ja schon fast selbst, dass ich die Erwähung, dass diese Gasse hier jetzt die sein soll durch die Jesus sein Kreuz tragen muss ich genauso nüchtern aufnehme wie die Info, dass in einer anderen, eine Szene aus "Das Leben des Brian" gedreht wurde (wobei zweiteres ja immerhin definitiv dort und überhaut passiert ist). Immerhin kann ich mir nicht vorwerfen lassen, dass ich nur noch nie dort war und deshalb noch ein kleines Heidenkind bin.

Nach drei interessanten Stunden sind meine Füße müde und ich muss mich selbst beinahe zwingen mich zum Israelmuseum aufzumachen. Das steht aber auf der Empfehlungsliste für Jerusalem, die ich von Gilad bekommen habe und so überrede ich mich selbst nach einer Viertelstunde in der Sonne.
Sobald ich dort bin, weiß ich, dass ich gut getan habe mich aufzuraffen. Das Museum ist der Wahnsinn. Die Anordnung und Konzeption dieses riesigen Museums ist beeindruckend (der Schrein der ältesten Bibelschriften für mich allerdings wieder nur auf Grund seiner Darbietung und nicht wegen seinens Inhaltes). Die Kunstsammlung ungemein interessant und gut, vor allem die Abteilung der israelischen Kunst. Hier finde ich nämlich auch sehr regierungskritische Ausstellungsstücke (beinahe hätte ich "regiem" gesagt, aber der Fakt an sich wiederlegt das ja). Nach zwei Stunden bin ich vollkommen von Eindrücken überflutet. Aus dem Labyrinth der Kunstsammlung finde ich nur mit Museumsplan heraus, aber da die jetzt schließen, hätte man mir sonst gewisslich auch geholfen. An der Bushaltestelle Richtung Innenstadt bin in der Lage finnischen Touristen den Weg in die Altstadt zu erklären und habe ein nettes Gespräch mit einer alten Dame. Egal mit wem ich mich unterhalte, es scheint ausnahmslos jeder Israeli war in seinem Leben schon in Deutschland. Dieser Abend endet früher als der gestirige, allerdings auch nicht viel früher und für den morgigen Tag steht der Weg nach Tel-Aviv und Gilad auf dem Plan.

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