Israel, Tel Aviv - fürs Wochenende

Mit der Tram zum Holocaust Museum, einem beeindruckenden Gebäude und herrlich konzipierter Ausstellung. In einer Toblorone durch die man im Zig-Zag-Kurz geleitet wird befinden sich Unmengen an Filmen, Gespräche mit Zeitzeugen, Dokumente, alles hervorragend aufbereitet und präsentiert. Ich bin wirklich positiv angetan von der Art wie viel Mühe man sich in Israel mit der Gestaltung seiner Museen gibt und dieses hier tut das noch dazu bei freiem Eintritt.

Im Ausland wirst du oft erst nach deiner Nationalität gefragt und dann nach deinem Namen. Also bin ich hier erstmal Deutsche und da schwingt etwas mit bei dem Gedanken. An sich fühle ich mich nicht schuldig für das was passiert ist, ich war nicht dabei und habe meine Schuldigkeit getan indem ich viel und internsiv darüber gelernt habe, aber hier in Israel als junge Deutsche in eine Holocaust Museum zu gehn hat irgendwie doch nochmal einen gesteigerten Effekt. Ich bin tief betroffen und das obwohl einem das Thema in der Schule schon beinahe andauernd um die Ohren gehauen wurde. Es wühlt mich auch und es berührt mich. Zum einen ist das sicherlich der brillianten Umsetzung des Museums zuzuschreiben zum anderen aber auch dem, dass ich stolz darauf sein kann noch nich abgestupft zu sein. Auch die Halle der Kindernamen, im dunkeln laut vorgelesen werden trägt zu dem Gefühl des Aufgewühlt seins in mir bei. Dieses nehme ich noch mit zum Hostel, schnappe meine Sachen und mache mich auf den Weg nach Tel-Aviv.

 

Gilads Stimme in Handy zu hören ist immernoch irgendwie irreal. Erst als er mich breit grinsend mit dem Auto von der Busstation abholt wird alles mit einem mal wirklich. Klar hatten wir schon auf Tour irgendwo zwischen dem Okovangodelta und den Viktoriafällen über meinen Besuch hier rumgesponnen, aber ihn jetzt wirklich zur Begrüßung umarmen zu können ist nocheinmal was ganz anderes. Es geht zu ihm nach Hause.

Eine Wohnung im vierten Stock, viele kleine Zimmer. Im Wohnesszimmer seine Mutter, die mir etwas unssicher hallo sagt. Eine lange Tafel ist gedeckt, denn da heute Freitag ist steht großes Familienessen an. Und das in beiderlei Hinsicht. In dem kleinen Raum drängen sich an die 20 Personen und auf dem Tisch finden sich über 15 verschiedene Gerichte (in solchen Mengen, dass wir hier 3 Tage sitzen bleiben und alle satt werden würden). Es wir herbäisch gesprochen, doch da sie Sprachmelodie dem Deutschen sehr ähnlich ist, fühle ich mich nur so als würde ich nicht genau hinhören und deshalb nichts verstehn. Immer wieder stellt mir einer aus der Familie eine Frage auf Englisch die dann gleich am halben Tisch diskutiert wird. Doch in all dem Trubel fühle ich mich ungemein wohl. Das hat eindeutig auch mit Gilad zu tun, denn es passt einfach zwischen uns, fühlt sich vertraut an und das obwohl wir uns ja eben erst von 8 Tagen Tour kennen. Ich verliebe mich in das Nationalgetränk Tee aus frischen Minzblättern (was ganz! anderes ist als der Teebeutel!). Ein wenig muss ich schmunzeln, als nach dem Essen sich alle auf die Couchen verteilen und dann zwar ein Gespräch entsteht, dabei allerdings auch der Fernseher läuft. Soetwas ist bei mir Daheim einfach unvorstellbar. Insbesondere wenn man die Familie zu Abendessen einlädt. Aber da mir das ja auch in Südafrika so begegnet ist und viele Freiwillige aus allen Herren Ländern davon berichtet haben, glaube ich, dass das nichts typisch israelisches ist. Die Familie geht heim, wir in Gilads Zimmer und das Gespräch das uns durch die halbe Nacht trägt bestätigt nur mein Gefühl, dass es eindeutig eine gute Idee war hierher zu kommen.


Tel-Aviv ist immernoch spätsommerlich warm (zumindest nach meinem Befinden) und so geht es in Sommerkleidern ins Tel-Aviv Museum. Wie gewohnt ist das erstklassig, die Sammlung so groß, dass die Eindrücke einen erschlagen bevor man ganz druchgekommen ist und wieder verläuft man sich leicht in herrlichem Gebäude. Wir sind uns einig, dass es eine Schande ist, dass man in Museen keine Bilder machen kann, denn die Sachen, die einem am besten gefallen, die gibt es nie als Postkarte und so vergisst man viel zu vieles wieder und kann vor allem immer nur so schlecht erklären, warum man es so toll fand.


Zu Beginn war ich mir nicht sicher ob es so eine gute Idee ist sich in einer fremden Familie einzuquatieren, bei jemandem den man eigentlich nur über Mailkontakt internsiv kennt, aber schon nach zwei Tagen fühle ich mich hier richtig zu Hause. Und ich freue mich richtig darauf nächste Wochenende zurück zu kommen.

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