Israel, Haifa - Couchsurfen

Meine erste Couchsurferfahrung.

Couchsurfer ist eine Website auf der Menschen anbieten umsonst Reisende bei sich zu beherrbergen. Schon bevor ich nach Südafrika bin hatte ich davon gehört und fand die Idee wahnsinnig gut, doch iwie hat es sich dann nie ergeben. Doch kurz vor der Abreise nach Israel kam die Idee wieder auf und so wurde ein Konto eröffnet. &sich dann am zweiten Tag in Tel-Aviv auf die Suche nach Gastgebern gemacht. Als erstes jetzt also für die heutige Übernachtung So auf Mo in Haifa. Nir hat meine Anfrage angenommen und Gilad setzt mich vor seiner Wohnung ab.

Am Klingelschild erwartet mich die Hürde: alles nur auf Hebräisch. Da ich das ja nichtmal lesen kann (auch trotz Gilads Einführungen in die Schriftzeichen am Wochenende) wird das Auffinden der richtigen Wohnung schwierig. Ein junger Mann kommt die Treppe herunter und sagt mir "Nirs Wohnung ist ganz oben", dann ist er weg. Ok schon mal besser als nicht. "Ganz oben" gibt es links und rechts eine Wohnung. Ich klopfe rechts, keiner öffnet. Also klingel ich links und bekomme die Info, dass Nir dann wohl doch rechts wohnen muss. Ich versuche es auf seinem Handy, nichts. Ich versuche es nochmal mit klopfen, nichts. Ich denke ich hinterlasse jetzt einen Zettel, dass ich da war und geh dann erstmal irgendwo was zu Essen finden. Da klingelt mein Handy. Es ist Nir, der fragt wo ich bin &dann ziemlich überrascht die Tür öffnet. & von da an ist irgendwie alles geritzt. Ich werde durch die WG geführt &mir gleich der gesamte Inhalt des Kühlschrankes angeboten. Nir und seine beiden Mitbewohner (den einen habe ich vorher unten an der Türe ja schon angetroffen) sind richtig nett und man kommt sofort zwanglos ins Gespräch. Da werden mir dann Sightseeingtipps gegeben und Straßenpläne usw. Nir meint ich soll mir unbedingt den Bahir-Garten anschaun. Ich habe mich sowieso nicht im Voraus schlau gemacht und bin umso mehr froh über die Infos. Nir fährt mich dann sogar direkt zum Tor der Gärten wo 20 Minuten später die einzige englischsprachige Tour des Tages stattfindet (man kommt nur mit Tour rein aber dafür sogar umsonst). Es stellt sich heraus, dass diese Gärten zu dem Grab eines Mannes gehören, der eine Religion gegründet hat. Diese ist heute mit ein paar Millionen Anhängern über annährend alle Länder der Welt verteilt. Ihr größtes Heiligtum ist diese Gartenanlage mit dem Schrein ihres Propheten, allerdings gibt es in Israel selbst keine Gemeinde der Bahir dh man kann auch kein Bahir werden. Ich finde das passt wieder einmal herrlich in die Verschrobenheit dieses Landes. Die Gärten wurden erst 2001 fertiggestellt und an sich erinnert es mich stark an Prachtgärten europäischer Schlößer. Die Führerin sagt auch frei heraus, dass die estethischen Elemente des Gartens zum Großteil nicht wegen ihrere Bedeutung sondern ihrer Schönheit gewäht wurden. Die eigentlich einzige Ausnahme dazu sind die 2200 Lampen in den Gärten, denn der arme Prophet war eine Zeit lang im Gefängnis und da wars so dunkel.

 

Nach der Tour schlendere ich durch kleine Seitenstraßen und das für Stunden. Nach einem kurzen Zwischenstop bei der Touristeninfo (um sicher zu gehn, dass mich wirklich keines der örtlichen Museen interessiert) treiben meine Füße mich auf eine Bank. Und so sitze ich in der Sonne und finde geschickterweise noch einen offenen Hotspot. So hab ich also die Möglichkeit Nir eine Mail zu schreiben und freundlich zu fragen, ob er mich in die Wohnung lassen kann, denn eigentlich will ich grad nurnoch schlafen (die vielen Stunden auf den Beinen und der wenige Schlaf der letzten Tage addieren sich). Nir geht extra von der Uni nach Hause um dort weiter zu arbeiten. Ich erwischen gerade den Bus und stelle dann fest, dass der leider doch in die falsche Richtung fährt. Doch der Fahrer, in eine iwie typisch leicht ruppigen Art, gewärt dem dummen Touristenmädchen einfach im Bus sitzen zu bleiben und dass ich nichteinmal nochmal die Pauschale für die Busnutzung zahlen muss finde ich dann sogar richtig nett. Oft kommt einem hier beim ersten Wortwechsel Menschen etwas harsch oder abweisend vor doch dann überraschen sie einen immer wieder mit Großzügigkeit und umfassender Hilfe. So lässt Nir mich in seinem Bett ein Nickerchen machen, da es da ruhiger ist als im Wohnzimmer. Ich bin einfach nur begeistert von der umfassenden Gastfreundlichkeit.

 

Als ich nach einer guten Stunde um 6 aufwache geht es direkt in die Diskussion ob wir heute Abend kochen sollen oder Essen gehn. Ich bin eher für kochen, da Essen gehn hier ziemlich teuer ist und weil ich mir das ziemlich nett vorstelle mit den WG-Bewohnern zu kochen. Auf kochen läuft es dann auch hinnaus und während wir über Musik disskutieren und uns gegenseitig Bands zeigen fühle ich mich einfach nur richtig wohl. Die Hähnchenpfanne mit Nudeln die Nir als eines von zwei Gerichten ausweist die er kochen kann wird dann auch richtig lecker und dazu gibt es sogar ein Glas Rotwein (der in Israel nicht unter 6 Euro die Flasche zu haben ist und nach der Qualität dieses Weines hier locker das doppelte gekostet hat). Reisegeschichten werden ausgetauscht und Nir hat die Idee noch in eine Bar zu gehn, von der aus man einen Blick über halb Haifa hat. Geschickterweise gibt es da grad auch eine 2 für 1 Aktion und der Magarita den ich bestelle, stellt sich als riesiger Eisberg in einem Martiniglas heraus. Es ist ein Geschicklichkeitspiel so wenig wie möglich auf der Tischdecke landen zu lassen. Und unsere Gespärche wenden sich philosophischen und tiefgründigen Fragen zu. Ich habe meinen ersten Couchsurfgastgeber wirklich gut gewählt. Der Abend wird immer später und als wir zurück in der Wohnung sind verbingen wir nocheinmal eine gute halbe Stunde damit meinen Schlafplatz zu schaffen und Musik zu tauschen.

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