Israel, Tel Aviv - Spontane private Stadtrundfahrt

Zurück in Florentine. Mein eigentlicher Plan für heute war sehr früh aufzustehn und eine Freiwillige der Freunde in ihrem Projekt zu besuchen. Doch der Schlafmangel der letzten Tage holt mich ein und schon in der Nacht, als ich von heftigen Gewittern kurz aufdämmere, geht mir durch den Kopf, dass das Alles irgendwie ziemlich viel ist. Also wird der Plan geändert, erst um 8:20 aufgestanden und erstmal das Geschirr gespühlt. Das ist immerhin etwas, dass ich machen kann um mich erkenntlich zu zeigen. Nir bedankt sich trotzdem überschwänglich. Ich habe herrlich geschlafen auf meiner Matratze im Wohnzimmer und nachdem mir Nir sogar noch sein Handy zum Mails checken zur Verfügung stellt und mir den Vortritt im Bad gewährt bin ich vollends zufrieden mit meiner Entscheidung den Morgen ruhiger angehen zu lassen. Nir begleitet mich noch zur Bushaltestelle und wir umarmen uns herzlich zum Abschied. Alle drei Bewohner der WG haben mir am Morgen noch versichert, dass ich jeder Zeit wieder willkommen bin, wenn das kein voller Erfolg des ersten Couchsurfs ist. Da soll nochmal einer sagen die Israelis wären so unfreundlich ( aber wie ich gestern gelernt habe, haben sie einfach nichts mit "englischer Höflichkeit und Anschein bewahren" am Hut sondern sind manchmal schmerzlich frei heraus).


Obwohl ich zwei Stationen zu früh aus dem Bus steige bekomme ich den Zug nach Tel-Aviv gerade noch. Überrascht bin ich, dass ich dann sogar eine Sitzplatz habe, doch als der Zugführer kommt verstehe ich auch warum. Zwar gibt es im Zug hier keine erste Klasse dafür aber reservierte Sitze, was einfach nur heißt, dass man mehr zahlen muss (einen Euro) damit man da sitzen darf. Aber auch ganz viele Israelis scheinen das nicht zu wissen, denn mit mir zieht ein ganzer Trupp (davon die meisten Soldaten, die wie mir ja früher schon aufgefallen ist andauernd von A nach B unterwegs sein müssen) in die Zugabteile weiter vorne. Zwar finde ich da nur einen Platz im Gang auf dem Boden, doch das ist gar nicht mal so ungemütlich. Die Maschienenpistole meines Sitznachbarns, die locker auf dem Boden des Abteils liegt dafür schon. Ich kann mich einfach nicht an die ständige Waffenpräsenz gewöhnen. Die Zugfahrt und die richtige Haltestelle stellen kein Problem dar.

 

Und so laufe ich wieder auf Tel-Avivs Straßen zum Florentine Hostel. Immerhin habe ich einen guten Teil meiner schmutzigen und schicken Klamotten bei Gilad gelassen und so reise ich um einiges leichter. Und wie ich mit Straßenkarte in der Hand, meinen Trolli hinter mir her ziehend die Straße entlang laufe hält ein Auto neben mir. Zuerst höre ich den Fahrer, einen um die 60 Jahre alten Mann gar nicht. Irgenwie habe ich ein gutes Gefühl was ihn betrifft und so lasse ich mich erst auf sein Angebot ein mich zu Florentine zu fahren und dann sogar auf eine Stadttour. Ich bin ein klein wenig stolz darauf mich das zu traun und gleichzeitg merke ich, dass man sich auf sein Menschengespür verlassen kann. Snacks und Getränke werden bei einem Zwischenstop an der Tankstelle erstanden und nachdem er mir sein Traumprojekt (ein Edelrestaurant in einer alten Mosche zu eröffnen) gezeigt hat gehts in einem Einwandererviertel nahe der Hauptbusstation richtig tradiotionel Chinesisch essen. Wie auch schon am Tag zuvor bekomme ich zu hören, dass meine Erkenntnisse der Welt und der Menschen weit über den Horizont einer 20-Jährigen hinaus gehn. Ein interessanter Mittag in ungewöhnlicher Gesellschaft sprang um die Ecke. Und vollgefuttert und müde komme ich zurück zu Florentine.

Ein Nachmittagschlaf wie am Tag zuvor und ich bin wieder auf der Höhe. Mein Gastgeber für die morgige Nacht in Ein Gedi am Toten Meer sagt mir zu und auch für die darauffolgende Nacht bekomme ich eine Couch um darauf zu schlafen.

Die drei Kanadier, die ich in Jerusalem getroffen habe sind auch in Tel-Aviv doch die Gewitter die am frühen Abend einsetzen und dann die ganze Nacht anhalten, halten uns davon ab uns in einer Bar zu treffen. So werden Mails geschrieben, nach Südafrika geskyped (denn Bradley will eventuell doch zu Weihnachten auf Besuch kommen) und nette Zimmerbewohnergespräche geführt. Ich merke, dass ich nach einer Woche reisen und den letzten Tage mit jeweils nicht mehr als 5 bis 6 Stunden Schlaf einfach ein bisschen langsam tun muss. Also entscheide ich mich morgen auch eine Ecke später aufzustehn und einen Bus durch Jerusalem nach Ein Gedi zu nehmen, da der andere Bus zwar direkt, aber nur früh fährt. Auf Grund des ungewöhnlich vielen Regens leckt das Dach und als ich irgendwann in der Nacht aufwache fällt mir ein Hageltropfen ins Gesicht auch wenn ich am Morgen nicht erkennen kann wo der her kam. Immerhin ist mein Koffer trotz, dass er auf dem Balkon auf der Gepäckaufbewahnung lag noch trocken.

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