Israel, Ein Gedi - Mit viel Zeit in der Oase

Am Morgen eine Ecke später aufstehn, auf den Bus zur Zentralen Busstation, dann in den Bus nach Jerusalem, 45min und in den Bus nach Ein Gedi. Soweit alles kein Problem. Auch mehrfaches nachfragen beim Busfahrer und beraten mit anderen Reisenden im Bus steige ich sogar an der richtigen Haltestelle aus.

 

Kurz nachdem wir Jerusalem verlassen haben wurde die Landschaft zunehmend karg, sehr trocken, wüstenähnlich. Das tote Meer liegt ziemlich unpassend dazwischen. Und der erste Vergleich der mir durch den Kopf schießt als ich Ein Gedi sehe ist der einer Oase. Ich stapfe mit meinem Koffer den Berg an hoch zum Kibutz. Ofer, mein heutiger Gastgeber, lebt und arbeitet da. Zumindest hatte ich das so verstanden. Seine Mails waren nicht gerade wortreich, aber da ich seine Handynummer habe, mache ich mir nicht sonderlich große Sorgen. Immer wieder fragen mich Leute ob sie mir helfen können (witzigerweise auch welche auf Golfautos die dann aber nie anbieten mich mit den Berg hoch zu nehmen) und ich erfahre, dass die Leute Ofer für einen sehr interessanten Menschen halten. Na das klingt ja schonmal gut. Ich rufe ihn dann auch an und erfahre, dass er gerade zur Arbeit gefahren ist (was wohl ein bisschen weiters weg sein muss) und er leider erst um 9 wieder da ist. Jetzt ist es kurz nach 1.

Zuersteinmal mit Gepäck unter die Palmen legen und den Ausblick auf die Felsformationen, das Tal und das Tote Meer genießen. Ich dämmere ein wenig ein und schon ist es 3. Immernoch 6h. Leider verzieht sich die Sonne hinter den Berg, es wird kühler, windiger. Ich höre Domian, rede ein bisschen mit einem Jungen der hier auf dem Internat ist. Um nicht weit nach 5 wird es dunkel. Ich laufe in den herrlichen Gärten des Kibutz umher. Irgenwie komme ich mir ziemlich ungewöhnlich vor wie ich da so durch die Gegend stiefle. Doch niemand kümmert sich groß um mich. Mir ist das ziemlich recht, denn eigentlich hab ich ja keinen richtig guten Grund hier herum zu hängen. Ich hätte gerne ein Café in das ich mich setzten könnte, aber das scheint es hier nicht zu geben. Das stelle ich fest als ich den Berg nocheinmal hinuntergelaufen bin. Ich traue mich nicht meinen Koffer irgenwo stehen zu lassen, nicht weil ich Angst hab, dass er danach weg ist sondern viel mehr, dass jemand denken könnte es sei eine Kofferbombe (ich denke mir, dass Israel was das betrifft ziemlich übervorsichtig ist). Unten finde ich eine hübsch beleuchtete Treppe und lese Faust II. Doch dann wirds auch da kühl und ich wandere wieder den Berg hinauf. Noch mehr als 2h muss ich warten. Tja aber dann finde ich ein windstilles Plätzchen mit einem offenen WLAN-Zugang. Der Akku meines Laptops hat noch gute 1,5h und so schreibe mich Mails die schon lange liegen geblieben sind. Im Internet vergeht die Zeit ja immer fix.

Und dann ist es auch schon fast 9 und ich setze mich vor das Gebäude bei dem wir verabredet sind. Es pfeifft vom Dach und da steht ein großer Wuschekopf mit prägnanter Brille und grinst mich an. Ich bin froh, dass das immerhin so einfach geklappt hat und umso mehr als ich meine Sachen in seiner kleinen Wohnung abstellen kann. Ofer ist ein ziemlich bedachter Mensch, 31 Jahre alt, lebt seit fast 3Jahren hier und gibt Yoga Unterricht und mach Theraphien mit Kindern. Er bereitet sein Abendessen zu, erklärt mir dabei ein bisschen über dessen Komponenten und ich bekomme ein Probierschälchen (habe ich doch den Tag über meinem Humus und Fladenbrot sehr fleißg zugesprochen und bin kaum hungrig). Wir reden nicht sonderlich viel aber gemeinsam zu Essen, Tee zu trinken und Musik zu hören fühlt sich trotzdem angenehm an. Eine vollkommen andere Couchsurferfahrung als ich sie bei Nir gemacht habe, aber nicht weniger interessant oder gut. Eigentlich bin ich auch schon fast froh, dass ich den Tag so verbracht, denn dem ist irgendwie auch ganz viel Gutes abzugewinnen. Und es zeigt mir wieder einmal, wie gut ich allein in einem fremden Land zurecht komme.

Ein Freund von Ofer kommt vorbei und wir gehn zu dessen Haus weil die beiden zusammen Musik machen wollen. Ofer hat vier unterschiedlich große Klangschalen und der andere ein Dijerido, eine Querflöte und eine E-Gitarre. Auch hier wird nicht viel gesprochen. Ofer erklärt mir, dass er die Klangschalen auch bei der Theraphie von Kindern einsetzt und ich bin neugierig das auszuprobieren. Also liege ich flach auf dem Rücken, habe eine Schale auf dem Bauch, eine auf der Brust und eine auf dem Kopf stehn. Werden sie angeschlagen oder an ihrem Rand entlanggestrichen erzeugen sie Schwingungen die durch den ganzen Körper gehn. Ich finde das ziemlich angenehm und verstehe, dass es das Körpergefühl und die Selbstwahrnehmung steigert. Dem jungen Hund im Raum wird es langweilig und er tobt übers Bett und will gestreichelt werden. Es ist nach 12 als wir zu Ofers Wohnung zurück gehn. Mein Bettchen ist auf der Couch im Wohnzimmer und er erkundigt sich ob mir zwei dünne Decken ausreichen werden. Ein bisschen Duftlampe vorm Einschlafen und schon hat man gute Träume.

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