Israel, Tel Aviv - Das letzte Wochenende

Es ist Winter geworden, früher als sonst erzählt mir jeder. Und so ist es auch hier in der Wüste am Krater mehr windig kühl mit Weltuntergangsstimmungswolken, als das was man immer so landläufig bei "wüstenartig" erwartet. Ich schlafe erstmal aus. Kann mich dann endlich selbst dazu anhalten meinen Blog umzugestalten und mit dem ersten Israel-Eintrag zu versehn. Dann zum Mittagessenseinkauf in den nächsten Supermarkt und wieder Zuccini mit Pasta gemacht (aber das ist ja auch schon wieder über eine Woche her). Ich stelle Ingo als Gegenleistung für die Pizza von gestern eine große Portion in den Kühlschrank und ziehe nach 2 Tassen Granatapfeltee los um ein bisschen den Krater entlangzustapfen. Mit "Domian" im Ohr sitze ich in der Sonne und überblicke den Krater. Ja der ist groß und ziemlich eindrucksvoll, aber irgendwie auch nicht so anders als der Fishrivercanion ( es gibt sicherlich Menschen für die gibt es da einen meilenweiten Unterschied, für mich ist beides eben viel Stein, keine Pflanzen und groß). Gelohnt hat es sich trotzdem hierher zu kommen, denn so habe ich mitterweile eine recht umfangreiche Impressionensammlung der Landschaften Israels. Und zudem fühle ich mich im Moment äußerst wohl.

 

Erst gegen 7 besteige ich den Bus nach Beer Sherva um von dort nach Tel-Aviv zu fahren, denn Gilad muss arbeiten und kann mich erst gegen 23Uhr abholen. Als ich in den zweiten Bus des Tages einsteigen möchte, habe ich Probleme zum Gepäckfach an der Seite des Busses durchzukommen. Ein Mann nimmt mir den Koffer ab und bringt ihn sicher unter. So kommen wir ins Gespräch, dass sich die gesamte Fahrt fortsetzt. Wir kommen auf allerhand Themen, reden über meine Eindrücke von Israel. Ich erfahre, dass beim Feiern hier alle Drogen nehmen, dass er die Israelis vor allem im Gegensatz zu Europäern für ein Volk hält, dass sehr schnell Körperkontakt aufnimmt. Diese Infromation kann ich sofort mit einigen Begebenheiten verbinden die ich beobachtet habe. Natürlich kommt auch die Armee (er hat in irgendeinem der Kriege auch für mehrere Jahr im Libanon gediehnt) und die allgemeine politische Lage auf den Tisch.

Manchmal habe ich fast das Gefühl, dass die Israelis zwar auf der einen Seite dieses Thema so über haben, aber auf der anderen Seite speziell wenn sie sich mit einem Touristen unterhalten doch immer wieder dazu verfallen ihre Sichtweise klarzumachen (obwohl ich nicht einmal von mir aus irgendeinen Kommentar gemacht habe um das zu provozieren). So recht scheint ich mich nur mit anderen Reisenden frei  und unbefangen über die Situation unterhalten zu können. Natürlich gibt es kritische Stimmen unter den Israelis und so eine beherrbergt mich ja auch dieses Wochenende wieder, allerdings diskutiert man das Thema dann auch nicht unentwegt und eine realistische Lösung kann ein Israeli selbst wohl am wehnigsten sehen (ist er doch tagtäglich mit der allgemeinen Einstellung konfrontiert). Und ich verstehe warum wahrscheinlich der beständige Zustand nur eine Spannungssituation, das Beste was aus sich heraus zu erreichen ist nur eine Schwebe sein kann. Allers ist hier viel zu festgefahren, mit viel zu viel Tradition, mit viel zu vielen Verfehlungen auf allen Seiten auf die alle anderen dann wieder verweisen können. Aber diesen Gedankengang behalte ich für mich.

Mein Nebensitzer spricht noch eine Einladung aus mit seinen Freunden heute Abend durch die Clubs zu ziehn und zeigt mir Arbeiten seines Designertums (wovon er mir gleich zwei Ketten mit in Leder gefassten Steinen schenkt). Am Busbahnhof verabschieden wir uns und ich stiefle einmal durch die dunklen Gassen um den halben Gebäudekomplex, da die Passage im Inneren schon geschloßen ist. Gilad holt mich im Auto ab und bei ihm Daheim angekommen fühle ich mich schon richtig wie zu Hause.

 

Freitags schlafen wir erstmal aus. Nach einem Mittagessen zum Frühstück geht es trotz Regen zum Durch-die-Stadt-schlendern und ungemein gute Milchshakes trinken. Am Spätnachmittag machen wir es und mit Kong Fu Panda auf der Couch gemütlich, trinken meinen innig geliebten Minztee, den der aus frischen Blättern aufgebrüht wird. Während Gilad dann fleißg Geld verdiehnt, werde ich erst stolz auf Bradleys konkreter werdende Reisplanung für Dezemberg und dann ganz stolz auf meinen Vater, mit dem ich mein erstes Skypegespräch führe obwohl er nur eine getippte Gerbauchseinweisung bekommen hat. Zwischendrin gibt es noch das traditionelle Familienessen in abgespreckter Form mit nur drei Personen und 5 Gerichten. Gilads Mum und ihr Freund radebrechen in ihrem Englisch ein Tischgespräch und ich fühle mich einfach nur wohl. Natürlich kommr auch hier wieder die Armee und dann auch der Holocaust aufs Tablet. Irgendwie würde man mit deutscher Höflichkeit sowas nicht beim Abendessen ansprechen, immer aus der Sorge herraus, der andere könnte sich unwohl fühlen, aber auch da zeigt sich wohl wieder die Direktheit des Israelis. Vielleicht gehören ernste und tiefschürfende Gespräche hier zum Abendessen wie in Südafrika der Small Talk. Und eigentlich fühle ich mich mit der manchmal beinahe schmerzlichen Direktheit der Israelis fast wohler. Gilad kommt spät von der Arbeit und wir bleiben noch viel später auf.


Demnach wird Samstag erstmal wieder ausgeschlafen. Es regnet und da er für die Uni arbeiten muss kann ich mich endlich auch wieder zum Blogschreiben aufraffen. Wir haben einen ruhigen Tag und gehn Abends nochdem er Abendessen gekocht hat noch in die Stadt in eine vollkommen verrückte Bar.

 

Am Sonntag ist wieder Werktag und da er noch nach Haifa und in die Uni muss sagen wir um 8Uhr bye. Ich darf großzügigerweise noch allein in der Wohnung bleiben, schlafe, frühstücke, dusche und mache mich dann wiedereinmal auf den Weg zum Florentine Hostel. Meine Israelreise beenden wir ich sie began.

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