Thailand, Koh Samui - Nach einer Woche Inselleben

Eine Woche Inselleben lässt mich lächeln. Samui gefällt mir auserodentlich gut. Von der Natur her ist es hier einfach nur wunderschön, meine Gastgeber sind blendend, das Essen hier ist ungemein lecker (und wahnsinnig preiswert). Besonders mit Axel habe ich spätabends auf der von mir heiß und innig geliebten Veranda stundenlang Gespärche übers Leben. Das Projekt Tauchschein läuft auch hervorragend. Es ist schon etwas ungewohnt wieder zu lernen. Aber eigentlich ist es ganz angenehm mal wieder richtig aufmerksam sein zu müssen und ich merke, dass mir das an sich liegt und ich es irgendwie richtiggehend vermisse, aber auch, dass ich ein bisschen brauche um wieder reinzukommen.Das erste Mal hier im Meer zu schwimmen lässt mich laut auflachen, höre ich doch mit einigem an Mitleid, dass in Deutschland sibirische Kälte (minus 20 Grad und mehr) angekündigt wird.


Ich gehe mit Ta zu eindrucksvollen Tempelanlagen (alles sehr! bunt und sehr golden), füttere die Unmengen an Fischen dort (weshalb man das macht, kann sie mir leider nicht erklären). So recht verstehe ich auch nicht weshalb gleich mehrere verschiedene Tempel auf Inseln in dem See mit den Fischen und am Ufer stehen. Danach gehts auf dem Motorroller noch ein Stück weiter zu einer Riesigen Buddha Statue. Auch diese hart an der Grenze zum Kitsch. Mir gefällt, dass man vor dem Betreten seine Schuhe ausziehen muss. Und auch die Aussicht mit Meer, Bergen und ganz viel Urwaldgrün im Hintergrund kann nur beeindrucken.


An einem Abend gehen wir mit Tas Geschäftskolleginnen (sie arbeitet in einem Hotel an der Strandbar) zu einem Sanmusikabend. Ta schaltet immer sobald wir Daheim sind den Fernseher an und schaut dann meistens entweder Soaps oder die örtlichen Musikkanäle. Schmachtmusik mit schrecklich kitschigen Videos gibts dann. Und diese Musik wird heute Abend live gecovert. So finden wir uns vor einer Bühne wieder, eine Band drauf, der Sound schrecklich abgemischt, aber Hauptsache laut. Auch hier kann man sich das Lachen zum Teil nur schwer verkneifen (vor allem bei den kanllbunt-ultrakurz bekleidete Tänerzerinnen), aber interessante Menschenkunde ist das hier allemal. Axel und ich wirken eindeutig etwas deplatziert, aber unwohl fühle ich mich deshlab nicht. Alle sind freundlich und eine ältere Dame, die auch in Tas Hotel arbeitet schmeisst den Abend (vermutlich mit dem Geld ihres aktuellen Freundes, eines Deutschen um die siebzig Jährigen). Der Rum den sie in erstaunlichem Tempo vernichten schmeckt sich als billigster Fusel. Ich verweigere nach einem halben Glas seltsamen Mischgetränks. Insgesamt kostet ein Bier meistens schon mehr als ein vollwertiges Abendessen.

Darüber war ich schon an meinem zweiten Abend hier überrascht, als Axel und ich Abends noch in 3 verschiedenen Bars vorbei geschaut haben. Dort präsentieren sich die Touristen oftmals als sehr seltsamer Menschenschlag. Leider habe ich oftmals das Gefühl, dass sie ein wenig zu sehr glauben, sich hier alles erlauben zu können, nur weil für unsere Verhältnisse das meiste wirklich billig ist. Für mich ist es immernoch seltsam die Mädchen, die sich hier in fast jeder Bar herumtreiben zu sehn und wie sie versuchen die Männer davon zu überzeugen sie mitzunehmen. Mir ist die Art wie sie das tun zwar lieber als das was ich auf der Reeperbahn in Hamburg gesehn habe, aber seltsam ist es immernoch. Natürlich wo Nachfrage da Angebot und umgekehrt. Doch eigentlich finde ich die Kombinationen von älteren "faarang" (Entsprechung zu umlungu also eigentlich Weisser oder dann im Übertragenen Fremder/Tourist) mit deutlich jüngerer Thaifrau noch wesentlich seltsamer. Natürlich verdient es keiner anders als in so einer Konstellation übers Ohr gehauen zu werden. Wenn man in dem Alter noch so naiv ist, dass man glaub, dass die "Liebe" auch über mehrere tausend Kilomater Distanz hält und es dabei nicht nur ums Finanzielle geht, der verdient es wirklich nicht anders. Manche Leute leben eben gerne in einer Illusion.

Schon öfters war ich sehr froh ein Mädchen zu sein, wenn ich mit Ta auf dem Motorroller unterwegs war. Und Axels sonnengegärbte Haut und die Tatsache, dass er Thai sprich geben ja wenigstens dem aufmerksamen Beobachte den Hinweis, dass hier die Sache anders gelagert ist.

 

Immer wieder stelle ich fest, dass die Charaktereigenschaften die Axel an den Thais auffallen, meinen Erfahrungen in Südafrika ungemein ähnlich sind. Alles passiert immer "morgen" und dann meistens erstmal nicht; man lügt aus Bequemlichkeit und gibt sich nichtmal sonderliche Mühe das zu verbergen; man muss nach außen so viel wie möglich Besitz zeigen, auch wenn das heißt, dass man nicht recht weiß wie man sich jeden Tag ernähren soll, aber Hauptsache vor der Tür steht ein neues Auto wie beim Nachbarn. Nur um einige Beispiele aufzuzählen.
So recht weiß ich noch nicht welcher Schluss daraus zu ziehen ist, aber wiedereinmal kome ich zu dem Ergebnis, dass ich hier gut eine Zeit zubringen könnte, aber an sich nicht hier leben will. Egal wie schön das Wetter ist, egal wie viel leichter das Leben hier oftmals ist. Vielleicht ändere ich irgendwann meine Meinung, aber im Moment habe ich noch kein Land getroffen in dem ich meine Kinder lieber aufziehen will als in Deutschland. Und zudem fällt mir immer wieder auf, dass ich sehr gut mit dem zurechtkomme wie die Dinge in Deutschland laufen. Ich fühle mich davon nicht eingeengt. Allerdings bin ich im Moment ja auch noch oft genug unterwegs um zu sehn wie es wo anders auch sein kann. Vielleicht fällt mir Deutschland ja auf den Kopf wenn ich wieder fest da wohne, allerdings glaube ich das nicht.

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