China, Sanya - Sonne, Strand und Nudeln

Wir genießen die Wärme und den Sonnenschein in Sanya . An sich gibt es hier nicht viel zu tun außer Strand und gutem Essen, aber immer wieder gehn wir auf Steifzug durch die Stadt. Wir haben hier keinen Couchsurfhost gefunden und uns so im Raintree hostel einquartiert. Wir haben die Dorms fürs uns allein. Stellenweise sind wir uns nichtmal sicher ob wir nicht die einzigen Gäste im Hotel sind. Da wir uns über unsere weiteren Pläne noch nicht im Klaren sind und es des weiteren die Idee gibt sich mit Floyd und Nathan hier in Sanya zu treffen, entscheiden wir jeden Nachmittag neu ob wir eine weiter Nacht bleiben. Das bedeutet, dass wir jeden Morgen unser Zimmer räumen und offiziell auschecken. Zumindest die ersten 3 Morgende. Die müssen sich auch denken, die verrückten Deutschen.

Unser erster Eindruck war, dass sie es hier sehr mit der Sauberkeit haben, mitterweile wissen wir aber, dass wir wohl nur an genau dem Tag gekommen sind, an dem das Stehklo-Loch-im-Boden-Duschbad gerade geputzt wurde. Aber da nur Nils und ich uns das Bad teilen und wir zudem geradeeinmal 40 RMB (um die 5 Euro) pro Nacht zahlen, sind wir vollauf zufrieden.

Als ein Zusammentreffen mit Floyd und Nathan dann doch nicht zustande kommt, buchen wir uns nicht mehr jeden Morgen aus. Obwohl das auch keinen Mehraufwand für unsere Hotelangestellten (wann immer wir ankommen, zeigt der Blick auf ihrem Gesicht, dass wir sie grade beim Fernsehn stören, aber das hat nichts unhöfliches, dass ist in China einfach so).


Sanya selbst ist eine reine Touristenstadt. Durch zwei Flussläufe wird die Stadt selbst in drei Teile gespalten. Wir befinden uns auf der mittleren Insel, haben vom Balkon des Hostels aus einen wunderschönen Blick auf den Fluss (welchen man Abends leider wegen den Moskitos nicht recht genießen kann). Wie sich das für China gehört wird überall gebaut und wohin man blickt stehen Hochhäuser, welche nachts blinkend in allen erdenklichen Farben erleuchtet werden. So recht weiß ich nicht wo sich die eigentlich ausschließlich chinesischen Touristen den ganzen Tag über aufhalten. Abends pulsiert es, auch jetzt in der Nebensession, vor allem in den Kitschmarktgassen, doch tagsüber sind die Strandabschnitte lang nicht so überlaufen wie sie es nach dem abendlichen Gewusel zu urteilen sein müssten.


Auf der Zugfahrt hierher wurden erst die Regenwolken weniger, dann die Palmen immer mehr und dichter. An ein paar über und über grün bewachsenen Bergen und den obligatorischen Hochhäusern und Baustellen für jene vorbei. Eine Fahrt durch prächtiges Grün mit alle viertel bis halbe Stunde einmal widersinnig erscheinenden Großstadtbauten, verloren im überwältigenden Grün. Vereinzelt kleine Bauernhäuser neben großen Reisfeldern und Bananenplantagen. 2h im Zug bei durchschnittlich 250km/h und wir haben es 10 Grad wärmer und wolkenlos.


 An einem Tag mach ich mich allein auf den Weg und setzte mich eine Stunde in den Bus zu dem Strand an dem die ganzen Luxushotels sind. Glücklicherweise ist es heute mal ein bisschen bewölkt, so verbrenne ich nicht gänzlich. Der Strand an sich ist hübsch, aber nicht hübsch genug um jeden Tag dafür 2h im Bus zu verbringen, auch wenn die Reisekosten sich auf nur knapp über einen Euro belaufen.

Bei diesem Ausflug kommt mir die Erkenntnis, dass die Chinesen wohl die besten Klischetouristen sind, die mir bisher begegent sind. Im Moment scheinen Strandanzüge im Partnerlook sehr in zu sein. Besonders amüsant macht sich das an gemeinsam reisenden Männergruppen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anzüge schlichtweg grellbunt und stockhässlich sind. Die Füße werden zumeist in diese schrecklichen Plastikschuhe gesteckt, die höchsten zur Gartenarbeit geduldet werden sollten. Als Frau trägt man eine riesigen Sonnenhut, wobei darunter auch wirklich hübsche Exemplare zu finden sind. Wie in den anderen Städten, die wir bisher auf unserem Chinatrip bereist haben, fährt die Jugend auch hier auf dicke Brillengestelle ohne Gläser ab. Frauen egal welchen Alters tragen Shirts mit anzüglichen Aufschriften in Glitzer, sehr viel pink, sehr gern hello kitty. Dazu hohe bis extrem hohe Absätze auf welchen die meisten schlichtweg nicht laufen können und immernoch einen halben bis einen Kopf kleiner sind als ich. Die Männer der Oberschicht fallen nicht auf, die restlichen dafür hauptsächlich durch ihre Geräusche. Nase hochziehn ok, aber es verlangt schon einiges an Training ob das und den Akt des überall hin Auspuckens so penetrant laut werden zu lassen. Suppe schlürfen ist das eine, Schmatzen und Rüpsen das andere. Ich kann mich nicht daran gewöhnen, muss immernoch lachen oder ungläubig schaun.

Doch da Nils und ich uns jeden Tag in den Gassen herumtreiben in welchen wir als Weiße allein schon wegen unserer Anwesenheit auffallen, erleben wir hier auch mehr von dem wie es in einer chinesischen Nachbarschaft im Allgemeinen zugeht, als das was Touristen in Peking oder Shanghai erleben, wenn die den Tag über die Touristenatraktionen abklappern. Zu den drollig- dämlich anmutenden Angewohnheiten der Männer hier gehört auch das Tshirt über den Bauch hoch zu ziehn und diesen dann wie eine stolze werdene Mutter, genüsslich zu streicheln.


Wir haben einen Flug von Sanya aus nach Hongkong gebucht und dort leider keine Couch zum Surfen gefunden. Doch da Nils sowieso schon einen Tag nach unserer Ankunft dort abfliegt haben wir uns ein Doppelzimmer im Apple Hostel reserviert. Beinahe wären wir dann einen Tag zu früh zum Flughafen in Sanya, denn wie sich das für Reisende gehört haben wir jedweges Gefühl für Wochentage und deren Datum verloren. Im Moment erscheint mir der nächste Abschnitt meiner Reise zusammen mit meiner Mutter in Indien noch sehr fern, doch selbes Gefühl hatte ich damals in Thailand auch schon.


An unserem letzten Tag sitzen wir gerade nach einem Nudelfrühstück mit Wasser lesend und Blog schreibend auf der Terasse als uns ein älterer Weiser anspricht. Stellt sich heraus, dass Rudi nach Kanada ausgewanderter Schweizer auf seinem alljährlichen Monat des allein Reisens ist. Er ist Ende 60 und spürbar erleichtert, dass er mal wieder mit jemandem reden kann. Nach einer guten Weile Unterhaltung kommt einer der Angestellten des Hostels und fragt ob wir nicht auch zum Kaffee trinken mitkommen wollen. Warum nicht. So landen wir in einem Kaffee in einem Hochhaus mit schickem Hotel und kurz später stellt sich heraus, dass es sich hierbei um eine "english corner" handelt, also um ein regelmäßiges Treffen um sein Englisch sprechenderweise zu verbessern. So gesellen sich noch 3 Mädels an unseren Tisch. Von der Sitzplatzanorndung her teilt sich die Gruppe in zwei Gespärche und ich werd von zwei der chinesischen Mädels ausgefragt. Zwei Stunden vergehn im Nu und mir knurrt der Magen. Als die Idee aufkommt jetzt mit der Truppe aus dem Hostel etwas essen zu gehn bin ich dabei. Ich bin nicht sonderlich begeistert als wir dann vorm Pizza Hut landen, will Rudi aber den Gefallen tun. Amüsanterweise sollen wir 10 bis 20 min auf einen Tisch warten. Ein wenig abwegig für ein Fastfoodrestaurant zu warten. Zwar sind wir im Laufe des Nachmittags an einigen Bankautomaten vorbeigekommen doch Nils fällt erst jetzt ein, dass er kein Geld mehr hat. Schon im Weglaufen sagt er, wir machen uns auf die Suche nach einem und wohl oder übel muss ich hinterhertrotten. Nach einer Minute läuft seltsamerweise der Hostelangestellte neben uns. In seinem gebrochenen Englisch erklärt er, er habe Rudi gesagt er komme mit uns. Leider braucht die Suche etwas länger und als wir zurück kommen ist Rudi nirgends auffindbar. Auf Kinder und ältere Leute muss man im Ausland wie ein Schießhund aufpassen, scheint mir. Weiterhin warten hat keinen Sinn, suchend durch die Gegend irren auch nicht. Außerdem knurrt mein Magen immernoch und das ist ja ein erwachsener Mann und der Weg zum Hostel weder weit noch kompliziert. So überrede ich dann auch die beiden Herren in meiner Gesellschaft das Warten aufzugeben.

Kurz vorm Hostel sitzt Rudi dann im Straßencafé. Er habe gedacht wir wären wo anders hin zum Essen. Mir tut das Missverständnis schrecklich leid, doch Rudi scheint es gelassen zu nehmen. Er beteuert mehrfach, dass doch alles gar kein Problem wäre.


Als Nils und ich dann mit unseren zweiten Nudelportionen des Abends wieder auf der Terasse sitzen fällt das Gespräch auf die bei der "english corner". Da hat der gute Rudi dann wohl während ich von Baph und dem Reisen erzählt habe die Weltverschwörung der Juden ausgepackt. Ich bin an sich sogar ziemlich froh, dass ich das nicht mitbekommen habe. Nils meint er hat dann noch was Relativierendes für die reichlich unbedarft wirkenden Chinesinnen eingeworfen. Leider ist es doch wieder mal typisch, die erfolgreichen Karrieremenschen sind nicht gerade die Bildungselite, auch wenn sie es immer gerne glauben möchten. Und je mehr einer pro Monat verdient und je mehr ihm untergeben sind, desto mehr glaub einer die Welt verstanden zu haben. Und weil Angst vor dem Fremden und auf andere zeigen schon immer so einfach war geht das eben weiter. Mit einem Menschen der sich seltsame Ansichten über viele Jahre zu eigen gemacht hat brauch man nicht mehr argumentieren. Das stellt sich am Abend bei Rudi bei einem wesentlich unverfänglicheren Thema auch wieder heraus. Doch genau diese Begegnungen mit den verschiedensten Menschen und ihren Ansichten, leiten Nils und mich zu intensiven Gesprächen und manchmal braucht man genau solch einen Stein des Anstoßes um sich aufzuraffen und zu einem Thema für sich nach einer Haltung zu suchen.

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