China, Hongkong

Schon der Weg nach Hongkong gestaltet sich mit Hindernissen. Mit dem Bus nach Flughafen, beim KFC einen guten Anteil unserer restlichen chinesischen RMB loswerden. Ich bin positiv überrascht von meinem ersten richtigen Essen bei einem KFC, denn die Hot Wings schmecken gut und sind knusprig und das selbe gilt auch für die Pommes. Und da Nils und ich eine der wenigen Gäste sind, getraue ich mich nach Salz für meine Pommes zu fragen. Nur einer der Mitarbeiter versteht Englisch, der wird aus der Küche hergerufen und füllt mir dann ein halbes Eisschälchen mit grobem Meersalz. Immerhin geben sie sich hier wirklich Mühe und das wo doch in den richtigen Restaurants dir gern mal das Essen hingeknallt wird.

Ein aufmerksamer Schalterbeamter trägt mir dann zum Glück meine Kreditkarte hinterher (ich gebe mir nicht nur eine gedankliche Ohrfeige) und schon sitzen wir im Flieger. An sich könnte es jetzt losgehn. Doch dann kommen 5 Grenzpolizisten in das Flugzeug und beginnen in der Gruppe von hinten nach vorne jeden Pass einzeln auf einer Liste abzuhaken. Der Pilot entschuldigt sich mehrfach über Lautsprecher, lässt Wasser verteilen um die Leute bei Laune zu halten. Und in einer Seelenruhe wird in über einer Stunde nach dem einen unter 150 gesucht, dessen Daten die Chinesen bei der Passkontrolle verloren haben. Der Pilot entschuldigt sich erneut, so auch jede der Stuardessen die uns bedienen, dabei können sie ja wirklich als letztes etwas für die Unfähigkeit der Grenzpolizisten Sanyas. Wir kommen also mit gehöriger Verspätung los. Die Reisegruppe in die Jahre gekommener Japaner vor uns nimmt das wohl zum Anlass um die Stuardessen nach allen Regel der Kunst zu scheuchen. Mehr Wasser, wo bleibt das Esse uns jetzt doch noch den Kaffee, ist was ich auf dem einstündigen Flug hören kann. Mein Respekt geht an die jugen Damen, die hochprofessionel mit spätpubertärem Gehabe des Rudels umgeht. Stempel in den Pass, Gepäck auf den Rücken und ab in dem Bus, der uns fast vorm gesuchten Gebäude absetzt.

Schon auf der Fahrt durch die Innenstadt beeindruckt Hongkong. In solch einer Großstadt war ich noch nie. Problemlos könnte man sie so wie sie ist nehmen und irgendwo nach Europa oder die USA stellen und keinem würde es auffallen. Die Hochhäuser überall, die Doppelstockbusse die auf ihrer vollen Höhe und Breit mit Werbung großer Firmen bedruckt sind, Leuchtreklameschilder die weit in die Straße hineinhängen und nachts übereinandergeschichtet vor sich hin blinken und leuchten. Unser Hostel befindet sich in einem der Hochhäuser. Doch bei der Planung muss der Architekt sich gegen die Aufzugsbauer gestellt haben, denn für die jeweiligen Teile des Hochhauses gibt es jeweils für alle gerade und alle ungeraden Stockwerke einen Aufzug welcher 7 Personen fasst. Ungeschickt nur, dass in einem Gebäudeteil jeweils 2000 Menschen leben dh jeweils 1000 Menschen sich einen Aufzug für 7 Teilen. Demnach heißt es Schlange stehen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was hier passieren soll, falls einmal ein Feuer ausbricht. Später höre ich Geschichten die meine Bedenken nur zu gut unterstützen. Die Angstellten im Hostel sprechen perfekt Englisch und schon bald stellen wir fest, dass es Hongkong sprachlich sehr gut getan hat britisches Protektorat gewesen zu sein, denn JEDER hier spricht Englisch, eindeutig eine Verbesserung gegenüber China.

Sehr freundlich und hilfsbereit wird uns unser kleines aber sauberes Zimmer gezeigt. Im Moment gibts vom Zimmer gegenüber noch Baulärm (der gesamte Flur ist voll mit Zementsäcken, Staub und Werkzeug), doch es ist sowieso Nils einziger Nachmittag und Abend in Hongkong somit zwingen wir uns nach draußen zu gehn. In einem kleinen Reisführer, welcher im Eingangsbereich des Hostels herumliegt, finde ich, dass es im Hafen jeden Abend um 8 eine Laser und Licht Show gibt und ein berümten Markt nachts stattfindet. Genau das was wir brauchen. Davor gibt es einen Essensstreifzug mit der Erkenntnis, dass die billig-leckeres-Straßenessen-Zeiten vorbei sind. Die Show mit Blick auf die Skyline der Insel Hongkongs ist ganz nett, die Architektur vieler der Gebäude einfach nur beeindruckend. Das bemerke ich an meiner Tour auf der Insel am nächsten Tag auch wieder. Mein Highlight des letzten Abends mit Nils ist dann der Park der sich direkt an der Hauptstraße befindet. Ich bin beinahe erstaunt, dass sie es sich leisten noch so einen großen Park hier zu haben wo die Wohnungs- und Bauplatzpreise hier doch einfach nur horend sind. Doch wie auch in China nutzen die Städter ihre Parks wirklich aus. Neben einer Gruppe die Tai Chi parktizieren, gibt es hier eine die Meditiert, eine die mit Zirkelstöcken militärisch maschieren üben und die größe der Gruppen ist doch tatsächlich eine Kapelle nach schottischem Vorbild. Das demonstrieren sie dann auch im Gleichschritt lautstark und gesamten Abend geht mir der Marsch nicht mehr aus dem Kopf. In Deutschland würden sich die Anwohner beschweren doch hier ist ein wenig Marschmusik immernoch viel besser als der Autolärm welchen man sonst hört. Die meditierenden Zucken nichteinmal als die geschätz 70 Leute losschmettern. Ich stehe einfach nur staunend vor dem Spektakel. Was für eine Entdeckung mitten in Hongkong mitten im Park. Der Nachtmarkt ist dann nicht sonderlich erhellend und packt Nils (auch ein paar meiner Sachen mit ein) und wir lassen den Abend in guter Manier (mit Lindor Schokolade, welche man hier für erschwingliche 2€ bekommen kann) und der letzten House Folge Staffel 6 ausklingen. Immerhin muss er morgen echt früh raus.
Ich ziehe in ein Einzelzimmer für 20 Euro die Nacht um, da die Onlinebwertungen der Hostels nicht gerade vielversprechend sind (Bettwanzen nein danke!) und ich trotz 10 geschriebener Couchanfragen keinen Couchsurfgastgeber habe. Dann gehts mit Naan und Samosas, welche ich für Hongkong Verhältnisse billig beim Inder unten im Hochhaus erstanden habe zur Fähre, mit der auf die Insel, dort in eine uralte Doppelstocktram und mit der für eine gute Stunde (in welcher sie am Ende der Linie umdreht und mich so für richtig wenig Geld wieder an meinen Ausgangspukt zurück bringt). Der Großstadteindruck verfestigt sich auf dieser Rundfahrt nurnoch weiter. Amüsantes Detail ist, dass Baugerüste trotzdem aus Bambus hergestellt werden, wovon ich neben den vielen tollen Bauwerken auch fleißig Bilder mit meiner neuen, tollen Kamera mache. Danach wandere ich in einen Mark welcher wunderschön mit Hyazinthen bepflanzt ist und somit auch ein wahred Dufterlebnis bietet. Der Blick vom Garten mit den Hochhäusern und dem Berg auf der anderen Seite im Hintergrund ist einfach umwerfend. Nach einem Streifzug durch den Garten gehts zur Zahnradbahn und so den Berg hinauf. Mitterweile wird es dunkel, die blinkende und glitzernde Insel und auch das andere Ufer liegen vor mir. Vor der Fährenfahrt auf "meine" Seite Hongkongs noch bei Subway Abendessen besorgt (ich bin zu müde um mir ein schlechtes, teures Restaurant zu suchen) und mit perfektem Timing auf der Fähre die Laser und Lichtshow beider Flussseiten beobachten während ich den ersten Teil meines leckeren Subs genieße.

Am nächsten Tag zieht es mich dann noch ins Museum of Art, welches eine geniale Ausstellung über "faszinierende Kreaturen" vom Britischen Museum übersendet bekommen hat. So sehe ich Exponate welche ich aus Florenz und Pompeji kenne, neben ägyptischen Götterstatuen, allerlei Götter, Dämonen, Fabelwesen und auch einem Orginal Druck der Rhinozeros von Dürrer. Die Beschreibungen zu den Exponaten sind so gut und die Mythen und Geschichten jeweils so gut erklärt, dass ich mich über 2,5h in den Räumlichkeiten der Ausstellung herumtreibe.

Im Gegensatz zu gestern ist es heute bewölkt und somit auch um einiges kühler und windiger. Zum Abendessen bin ich mit einer Couchsurferin verabredet, welche mich zwar nicht beherrbergen konnte, aber wenigstens mit mir Essen gehen will. Das Restaurant welches sie wählt ist zwar ziemlich teuer, aber alle drei Gerichte (zwei davon reines Fleisch) welche wir bestellen sind einfach nur ungemein lecker. Und immerhin hab ich so noch einen richtig schönen Eindruck vom lokalen Essen bekommen. Mit ziemlicher Vorfreude meine Mutter auf dem nächsten Teil meiner Reise bei mir zu haben, packe ich meine Sachen und stehe am Morgen früh auf um über Kuala Lumpur nach Delhi zu fliegen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Juicers Reviews (Sonntag, 21 April 2013 13:22)

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