Indien, Delhi - so laut, so bunt, so anders

Eine wahre Odyssee haben wir hinter uns, als wir vollkommen verschwitzt und durstig endlich irgendwann nach 2h in welchen wir mit Gepäck von "ortskundigen" Indern durch die Gegend geschickt wurden. Eigentlich sah das auf der Karte gar nicht so kompliziert aus. Zwar verlaufen Delhis Straßen wild, doch das Hauptproblem ist, wie sich herausstellt, dass nirgends Straßennamen angeschrieben sind. Die Rikshafahrer haben auch alle keine Ahnung, wo sich die Adresse befindet zu welcher wir wollen. Zwar bedrängen sie uns auch nach ihrer offenkundigen Unwissenheit über das Ziel weiterhin einzusteigen, allerdings setzte ich mich doch nicht in ein Gefährt, das mein Ziel nicht kennt.

Irgendwann kommen wir an einer Metrostation an. Wir entscheiden uns zu unserem Ausgangspunkt zurück zu gehn, dort versichert uns ein wiederum ungemein hilfbereiter Mann, dass wir einfach über die Bahnbrücke gehen können. Doch wie sich herausstellt geht das nicht. Wir werden fortwährend belogen und dabei hilft es mir wenig zu wissen, dass die Leute eben nicht ihr Gesicht verlieren wollen, indem sie zugeben, dass sie als Bewohner Delhis trotzdem keine Ahnung wo sich die gesuchte Örtlichkeit befindet.

Mitterweile schon ziemlich gereizt, zeige ich einem Rikshafahrer, der wenigstens wirklich Englisch versteht, wohin ich auf der Karte hin will. Zwar weiß ich mitterweile, dass er uns das Fünffache vom eigentlichen Preis hat zahlen lassen (100 Rupee sind immernoch nur 1.5€), doch immerhin fährt er uns bis zu der kleinen Gasse, die wir suchen. Jetzt leuchtet uns auch ein weshalb auf der anderen Seite der Bahnanlage niemand den Straßennamen kannte.

Das Zimmer, das wir im Smyle-Inn Hostel bekommen ist zwar riesig, doch im Moment ist uns ziemlich egal wie viel wir heute Nacht dafür zahlen müssen. Eine Dusche genommen und auf die angenehm harten Betten gelegt und in größtem Genuss fast eine ganze Packung von Mama mitgebrachten Toffiffee gegessen, dann gehts uns auch schon besser. Im Hostel gibt es, wie irgendwie in fast jedem in dem ich in letzter Zeit war, im Moment Bauarbeiten und unter dem Fenster lebt Delhi lärmend in seinen Gassen und dem Bazaar. Doch wir sind so fertig, dass es trotzdem für einem Nickerchen reicht.

 

Am Frühabend suchen wir uns ein Restaurant über dem Trubel des Bazars und genießen die vielen indischen Köstlichkeiten, die wir uns bestellt haben. Die Portionen hier sind so groß, dass wir mit einer Brotbeilage mehr problemlos von einer Portion zusammen satt. Wir genießen es das laute, bunte, hupende Treiben unter uns zu lassen und ich probiere mich am Fotografieren des Spektakels, denn auf offener Straße hole ich die Spiegelreflex ungern aus meiner Tasche, zum einen aus Sicherheitsgründen, zum anderen weil viele der Menschen nur zu gern die Hand aufhalten, wenn sie glauben mit auf einem Bild zu sein.

Ich merke, dass es mir in Indien schwerer als irgendwo sonst bisher fällt, mich auf den Puls und die Eigenheiten des Landes einzulassen. Meiner Mutter war es heute sogar zeitweise so sehr zu heiß, laut, zupfend, bettelnd, starrend, belogen und voll, dass wir uns mit dem Gedanken getröstet haben, dass wir immernoch in ein anderes Land fliegen können, wenn es uns nach einiger Zeit hier immernoch alles zu viel oder zu anders ist. Doch nach dem ungemein leckeren Abendessen ( welches wieder reichlich billig ausfällt) können wir einiges schon entspannter sehn. Morgen wird Delhi dann mit voller Kraft erkundet.


Auf dem Dach des zweiten Teils des Hostels ein Omlet im Toast plus Mangosaft, Tee und Banane zum Frühstück bekommen, auf dem Stadtplan und dem Metronetz den Tag geplant und mit Hilfe des riesigen Lonly Plante "Indien" Öffnungszeiten notiert. Kurz noch in ein kleineres Zimmer im zweiten Teil des Hostels umgezogen und auf zur Metrostation am Ende der Main Bazaar Straße.

Zuerst geht es zum Akshardham Tempel. Die Sicherheitsvorkehrungen sind rigeros. Also Handy in die Tasche und außer Geld und Pass nichts mit ins Innere genommen. Immerhin kostet die Taschenaufbewahrung nichts. Auch der Eintritt in den Tempel ist umsonst. Und dann sind wir einfach nurnoch beeindruckt. So! viele Steinmetzarbeiten. So ungemein viele Gottheiten, Elefanten, Mäuse, Geschichten und Verzierungen zieren den nicht gerade kleinen Tempel innen wie außen. Im Inneren befinden sich dann noch Reliquien einer menschlichen Wiedergeburt einer der hinduistischen Gottheiten.

Wieder zur Metro und durch einen Park mit tollen Blumen und einem Adlermüllnest zum Anblick des Lotus Tempels gelaufen. Der wurde erst vor wenigen Jahren gebaut, gehört zur Bahai Religion (deren höchstes Heiligtum ich in Haifa, Israel gesehn habe (der Zusammenhang kommt mir aber erst einen Tag später)). Doch da jeder Gläubige egal welcher Religion hier zum stillen Gebet willkommen ist, strömen die Menschen nur so zum aus weisem Marmor in Form von Blütenblättern geformten Tempel. Wir entscheiden von außen sehn ist genug.

Wieder in die Metro und Central Park und dem Counaught Place, welche den Mittelpunkt Delhis markieren. Wiedereinmal kann der Zufall als Lenker nur bewundert werden, denn im Central Park findet sich exakt die Bärenausstellung, welche wir 2008 in Stuttgart gesehn haben und über den Berlinbär Nils und ich im Olympische Spiele Geschenkteil eines Parks in Peking gestolpert sind. So gut hätte man das gar nicht planen können.

Nach einem Spätnachmittagessen irgendwo links ab der Straße in einem Restaurant in welchem wir einfach das bestellen was alle haben (irgendetwas mit Linsen und frittiertem Teig: sehr lecker!) gehts zum Abschluss des Abends zum Weltkulturerbe Red Fort. Dieses ist von außen zwar beeindruckender als von Innen, aber die Inder sind trotzdem ganz begeistert. Leider auch aus unerfindlichen Gründen (es war ein langer, heißer Tag und so sehe ich auch aus) von mir und als ich einer Frau erlaube mit ihrer Familie zusammen ein Bild von mir zubekommen habe ich auf einmal 20 Kameras und Handys auf mich gerichtet und gleich drei weitere Anfragen. Meine Absage mit der Begründung, dass ich sonst ja noch eine Stunde hier stehen muss weil immer mehr Leute das selbe haben wollen, wird offenbar als höflich aber bestimmt wahrgenommen.

Auf dem Heimweg von der Metrostation erwerben Mama und ich beinahe zufällig noch 3 Paar Schuhe und eine Hose und zu Abend gegessen wird dann in einem weiteren der richtig guten und garnichtmal teueren "roof top" Restaurants. Wir bleiben uns treu und bestellen aus dem indischen Teil der Karte Speisen welche wir noch nicht kennen.

Nachdem wir am Morgen mit Rotelreisen als Orientierung die Städte aufgeführt haben in welche wir gern gehen wollen und den Zug nach Agra herausgesucht haben, wollen wir eigentlich nur Tickets besorgen und dann auf Sightseeing gehn. Doch Zugtickets zu bekommen ist in Indien reichlich kompliziert (ganz viele kleine "Reisebüros" welche einem oftmals nur dafür behilflich sind gefälschte Tickets zu bekommen). Doch auch unser Riesen lonely planet ist an einigen Stellen auffällig widersprüchlich, so zum Beispiel auch was das Ticketcenter betrifft. Wir machen uns trotzdem zur Zugstation auf.

Ein Sicherheitsbeamter (zumindest erschien und aggiete er so), viel Geradebreche und dann die Information, dass man die Zugtickets nur in der Innenstadt vorbestellen kann. Auf unserem Stadtplan ist da sogar eine offizielle Stelle eingezeichnet und da er uns zuerst zu einem Schalter bracht, an welchem man die Tickets allerdings nur für den gleichen Tag erwerben konnte, glauben wir, dass der schon Ahnung haben wird. Angeblich sind die Züge dann für die nächsten 5 bis 7 Tage ausgebucht und uns wird ein Alternativangebot unterbreitet. Die Geschwindigkeit mit welcher die ganze Sache abläuft lässt mich leicht stutzig werden, doch an sich ist das Angbot (11 Tage ein Auto plus Fahrer) beinahe das, was wir eigentlich schon Daheim gesucht hatten. Leider finden Overlandtouren in dieser Jahreszeit nicht statt, doch eigentlich wollten Mama und ich uns etwas ähnliches hier vor Ort suchen. Nach unseren bisherigen Erlebnissen erscheint uns die angebotene Tour als echte Alternative. Mir ist dabei schon bewusst, dass wir wahrscheinlich einen zu hohen Preis dafür zahlen, doch der liegt immernoch bei einem Drittel von dem was ich an Preisen für ähnliche Touren in großen Gruppen gesehen habe. Meine Mutter scheint sich mit der Idee die Reise auf diese Art und Weise fortzusetzen deutlich wohler zu fühlen und so arbeiten wir einen groben Zeitablauf aus, zahlen und sitzen schon im Auto, das unser Fahrer Kamal ohne unsere Tagespläne zu kennen, zur ersten Sehenswürdigkeit auf unserer Liste (eine weitere Grabanlage, welche ein Weltkulturerbe ist) fährt.

Danach bringt er uns nach Anfrage zu einem sehr großen Tempel, welchen wir heute sehn wollten, in welchem gerade sogar eine Veranstaltung mit mehreren hunderten Gläubigen stattfindet. Danach gehts zum Hotel und für den nächsten Morgen sind wir um 7 verabredet.

,

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Juicers Reviews (Montag, 29 April 2013 16:02)

    This informative article was just what I was trying to find!