Indien, Udaipur - James Bond über den Dächern

Auf der Fahrt in den Hotelteil Udaipurs hält Kamal noch an um uns den Lustgarten der Palastdamen zu zeigen. Hübsch gepflegte Gartenanlagen mit zwei schönen Teichen. Ein Schlendergang und 15 Minuten reichen zwar aus und in Deutschland wäre so ein Garten irgendwie auch nicht wirklich etwas besonderes gewesen, aber im schmutzigen Indien ist es das in jedem Fall.


Unsere Zeit mit Kamal kommt zu einem Ende. Nach den Geschichten, die wir in der deutschen Bäckerei, in welcher wir ein spätes, dafür umso wohlschmeckenderes Frühstück genießen, über andere Fahrer von weiblichen Touristen hören, sind wir noch viel mehr von seiner ausergewöhnlichen Zuverlässigkeit und Professionalität überzeugt. Aber einen Fahrer, der jeden Tag versucht mit mir schmutzige Gesprächsthemen auf den vielen Stunden im Auto zu besprechen oder einen der nur sein eigenes Programm durchziehen will, darauf hätten wir echt überhaupt keine Lust gehabt. Bis jetzt haben wir auch unsere Zugtickets für übermorgen noch nicht und Kamal telefoniert dem Heini, welcher uns den Trip verkauft hat, mehrfach hinterher. Er ruft mich dann sogar noch mehrfach von seinem Handy deshalb an, um sich nach neuen Entwicklungen zu erkundigen.

 

Im Hotel nehmen wir ein kleines und was die Elektroinstallationen anbelangt auch ziemlich marodes Zimmer, welches sich dann vor allem nachts und am frühen Morgen dank der kämpfenden Straßenhunde und dem schrecklichen Gebetsaufruf (oder sowas) vom benachbarten Hindutempel (es geht so weit, dass sowohl Mama und ich bei der Albtraummusik um halb 6 uns nach dem Gesang eines Muezzin sehnen) als suboptimal, aber denoch ok herausstellt.

 

Nachdem wir den heißesten Stunden des Tages oben auf dem Dach und mit einem Mittagschläfchen entflüchtet sind, gehen wir auf Erkundungsstreifzug in den Gassen. Das Highlight dabei stellt das Austauschen der Nasenflügelchen meiner eingeschliffenen Sonnenbrille dar, denn dafür zahle ich grad mal 20 Rupee ( sowas um die 30 Cent). Auch ein neues Büchlein zum Schreiben gibts für mich (das aus China hält mit seinem Papiereinband den Reisebelastungen nicht stand) und eine Ledertasche werden für lächerliche Preise erstanden. Danach haben wir richtigne Hunger. Das Dachterassenrestaurant liegt sehr hübsch, hier hat sich jemand Mühe geben. Und der dem Wind der hier oben ständig geht und der Abwesenheit der Moskitos ist es vor allem am Abend hier oben richtig hübsch. Udaipur sieht bei Nacht und beleuchtet auch eindeutig hübscher aus als bei Tag. Und man ist hier ungemein stolz darauf, dass James Bond Octopussy zum Teil hier gedreht wurde. So kommt es auch, dass dieser Film am Abend auf der Leinwand der Dachterasse läuft. Weder Mama noch ich sind auch nur annähernd für James Bond zu begeistern, aber das hier macht irgendwie doch Spaß. Das Essen hier ist nichts besonderes (vor allem für die hohen Kochkunststandarts die in Indien allgemein zu herrschen scheinen) aber schmecken tut es. Dank des langen Filmes gehen wir relativ spät schlafen und auch wenn ich weiß, dass eine Swastika in Indien für Glück, Segen und die Sonnenseite steht, ist es immernoch seltsam unter etwas zu schlafen, was eben so sehr wie ein Hakenkreuz aussieht.

 

Nach dem Lärm am frühen Morgen und nachdem ich schon um halb 8 fleißig FAZ online studiert habe, sitzen Mama und ich schon für den Besichtugungstag gerichtet um halb 9 beim Frühstück. So gestärkt gehts zu einem weiteren City Palast. Auch hier das wohlbekannte "viel hilft viel". Dazu gibt es eine lustige Schilderhinweisjagt durch kleine, schmale Gänge, treppauf, treppab. Möbel, Waffen, Gemälde, Fotos, Kleider, Wandbehänge und einmal durchs gesamte Gebäude geleitet worden. Wir gehn nacheinander, denn Bilder will ich hier keine machen und allein fürs Mittragen meiner Kamera keine fünf Euro zahlen müssen. In der Zwischenzeit schmökere ich im Schatten in einem Geburtstagsgeschenk "Verlassen" von Tahar Ben Jelloun. Danach in einem weitern Tempel vorbeigeschaut und dann zur Stärkung wieder in die deutsche Bäckerei und einen superleckeren Lemonlassi mit Blaubeerschokokuchen und Mangostreusel genoßen. Dann in ein weiteres Kapitel von "viel hilft viel" (allerdings für sehr geringeres Eintrittsgeld) und dieses Mal mit eingerichteten Zimmern, Stiroprkunstsammlung, Turbanen und Puppen. Zurück im Hotel haben wir sogar unsere Zugtickets im eMailpostfach.

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Kommentare: 1
  • #1

    u=1092311 (Dienstag, 23 April 2013 18:14)

    This informative article was in fact exactly what I had been in search of!