Thailand, Koh Lipe - Das Fest

Der Großteil der Bewohner von Koh Lipe sind Zigeuner. Lange waren sie staatenlos, zogen von einer Insel zur anderen und waren, wie so oft, mehr geduldet als erwünscht. In den 70ern hat der König von Thailand ihnen die thailändische Nationalität angeboten und so haben die meisten von ihnen heute einen Thai-Pass. Und so wie früher feiern sie heute auch den Wechsel von Trocken- und Regenzeit zweimal im Jahr. Mein Timing ist mal wieder so passend, dass ich für die drei Tage auf der Insel bin.

 

Tom hat mir schon einiges erzählt und so bin ich vorgewarnt, dass das Fest für viele ein dreitägiges Trinkgelage wird. Doch drumherum gibt es dann doch noch ein bisschen den Ahnen am Tempel gedenken (und ihnen all das bringen, was sie immer gerne hatten, also Alkohol, Zigaretten, ihr Lieblingsessen, Cola usw) und Volksfeststimmung. Einen Tempelschrein haben sie eigens gezimmert, tanzen dann dreifach zu Trommelrhythmen und Gesängen der alten Männer um ihn herum. Danach zieht man zum Festplatz, an dessen Kopfende am Meer eine Tanzfläche errichtet wurde und welcher an den anderen drei Seiten von Essensständen eingefasst wird. Wir probieren uns durch das Angebot der rechten Hälfte der Stände (um am nächsten Tag die linke zu nehmen), sitzen mit Bootsmenschen und Einheimischen zusammen und die meisten schließen sich, was das Trinken betrifft, den Einheimischen an.

Als Curtis vorschlägt einen Ausflug weg vom Trubel und den Alkoholisierten um uns zu machen willige ich ein. Kanufahrt übers Meer bringt uns zum seinem Katermaran auf dem er Orangensaft und frische Kokusnüsse präsentiert. Tom schießt eine dreiviertelstunde später zornig mit dem Dingi heran und regt sich darüber auf, dass Curtis ihm die Gesellschaft geklaut habe. Kindergarten, Protzgehabe von Männern jenseits der 40. Ich halte mich so gut es geht raus, sage Tom nachher auf OT dann aber auch deutlich meine Meinung. Doch das ist immerhin ok zwischen uns.

 

Am Morgen sehen wir die geschmückten Langboote mit Außenboardmotor zur Nachbarinsel aufbrechen, schnappen Kameras und ab ins Dingi. Die (am frühen Morgen immernoch oder schon wieder) reichlich angetrunkenen, hübsch ausstaffierten Bootsinsassan freuen sich total, dass wir ihnen auf einer Plastikinsel Gesellschaft leisten und jeder will Bilder von sich gemacht bekommen.

Am Abend sehen wir dann, dass sie aus dem Holz (welches sie allerdings schon im Boot hatten) über den Tag ein filigran geschnitztes Bötchen geschaffen haben. Es ist mit Blumen verziert, hat kleine Holzfiguren an Deck und ist sicher 5 Meter lang. Heute sitzt man auf dem Sand im Kreis, hat noch mehr Einheimische in der Runde und auch deutlich mehr Flaschen in der Mitte. Die schreckliche Soundqualität hält uns vom Tanzen ab (ich weiß nicht, ob ich je betrunken genug sein könnte um das zu ertragen), aber die herumtollenden Kinder und die tollenden Erwachsenen haben ihren Spaß. Insgesamt sind wohl um die 300 Thai und 20 Weiße da. Den Kinder wird, ab dem Alter ab dem sie allein herumlaufen können, freie Bahn gelassen. Kommt eines zu nah ans Wasser oder irgendeine andere Gefahr tut sich auf, dann springt der nächststehnde ein. Ich streichle einem kleinen Jungen, der erbärmlich weint, so lang über die Oberarme bis er sich beruhig hat und zu seinem Onkel von dannen zieht. Mir fällt der afrikanische Spruch ein, dass es ein ganzes Dorf braucht um ein Kind aufzuziehen. Hier hätte er auch entspringen können.
Tom und ich verlassen die Party früher als die meisten, schaffen es dafür aber den Wecker auf 4.30 zu stellen und so rechtzeitig am Strand zu sein, um die rituelle Wasserung des Schiffchens mitzubekommen.

 

Uns ist beiden eines der vielen Gerichte vom Vorabend auf den Magen geschlagen und da der Wind perfekt ist und Tom sowieso etwas am Segler reparieren muss, entscheidet er am Nachmittag nach Langkawi zurückzusegeln. Für mich passt das perfekt, denn ich habe mit Rags Kontakt aufgenommen, welcher sich immernoch auf Langkawi befindent und ab morgen wollen wir zusammen Thailand unsicher machen. Auch visatechnisch ist für mich eine Ausreise und erneute Einreise aus Malaysia perfekt, da man auf dem Landweg nur ein 15 Tage Visum für Thailand bekommt.


Ich tue mein Bestes um Tom bei der Überfahrt behilflich zu sein, doch der hohe Seegang setzt meinem verstimmten Magen zusätzlich zu und nur mit geschlossenen Augen an Deck im windigen Cockpit liegen, hält mich vom Elend fühlen ab. Doch ein gutes Abendessen und der ruhige Telaga Hafen helfen, mich wieder gerade zu rücken.

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