Malaysia, KL - Hostelbekanntschaften und KL Freundin wiedertreffen

Rodrigo tippt mich am morgen nur sacht an um zu sagen, dass er oben am Computer sitzt. Ich erlaube mir nochmal eine Runde Schlaf, werde von einer Frau mit Kopftuch geweckt die meint, dass um 11 schon auschecken war. Ich sag ihr nur, dass ich aber bis morgen gebucht habe, sie fragt mich ob ich Früheincheckgebühren gezahlt habe, ich sag weiß nicht, obwohl ich weiß, haben wir nicht. Sie schaut etwas verwirrtungläubig und meint etwas pampig, sie schaue dann mal oben nach. Zurück kommt sie nicht, mir grad recht.

Ich nehme eine tolle warme Dusche, gehe dann mit Rodrigo zusammen Geld holen und was Essen, entscheide dann aber, dass KL in der Mittagshitzenschwüle einfach am besten Innen zu ertragen ist, zudem will ich mich nachher mit Myra treffen, habe also noch etwas vor.

Zurück im 4. Stock komme ich mit meinem Bettnachbarn ins Gespräch und es stellt sich heraus, woher der blonde Dreadskopf, welcher heute in einer Indienhose rumläuft, die bis auf die fehlenden Glitzerstreifen, meiner verblüffend ähnelt, stammt. Rein von seinem Aussehen habe ich ihn als Ami oder Australier vermutet, doch Jerome ist Schweizer. Und da sonst keiner im Hostel Deutsch ist und er schon eine ganze Weile dort festsitzt und auf sein Visum für Indien wartet, gefällt es ihm ganz gut, dass er mal wieder Deutsch sprechen kann. Und so erstreckt sich unser Gespräch über den ganzen Nachmittag.

Er läd mich dazu ein mich einfach an allem Obst im Kühlschrank zu bedienen. Am morgen hatten wir noch kein Wort gewechselt und ich lag noch in meinem Bettchen, da meinte er auf Englisch nur, dass falls ich Hunger habe ich ruhig die Portion Essen, welche er sich gekauft hatte, aufessen kann. Auch der Rest der Hostelbewohner stellt sich schnell als ebenso großzügig heraus. Denn auch ein Pakistani und ein Inder sich schon länger im Hostel und mittlerweile ganz dicke mit Jerome, und auch von ihnen höre ich sobald ich sie kennen gelernt habe, dass ich mich einfach an ihren Sachen im Kühlschrank bedienen soll. Mir gefällt die Grundstimmung hier total. Und es scheint als ob sich auch alle große Mühe geben, dass ich mich wohl fühle, bin ich doch das einzige Mädchen im ausgebuchten 10er Dorm. Und in seiner unbeschwerten, ständig strahlenden Art fragt Jerome mich ob wir zusammen auf den Markt gehen. Mangos erwerben klingt nach einem guten Plan.

 

Der Markt ist dann wirklich direkt um die Ecke, die Preise sind so, dass wir einfach kaufen müssen. 2kg Mango 1,25€, 3,5kg Bananen 2,5 € und als wir dann weiter hinten zur Fleisch und Fischabteilung kommen, da schauen wir uns nur über den Calamari hinweg an und entscheiden, dass wir bei 500g für 1,25€ wirklich nicht wiederstehen können. Ich hab die Tierchen zwar noch nie selbst gekocht, aber wie sich dann herausstellt hat der Herr in meiner Begleitung das wohl gelernt. Umso besser! Und nachdem wir sie ausgenommen haben und er sie in einer gehörigen Portion Knoblauch und Butter in die Pfanne gibt, da beweist das köstliche Ergebnis, dass er wirklich weiß was er tut. Während die eine Hälfte der Tierchen noch in der Pfanne ist bekomme ich von Myra eine Nachricht, die sehr danach klingt, dass sie glaubt, dass ich schon aufm Sprung bin. Naja bin ich nicht ganz und daher wird erstmal in Ruhe aufgegessen. Dann eben doch so wie ich bin raus in den Regen um zum KLCC Einkaufszentrum in die Stadt mit Monorail und LRT. Dort renn ich Rags KL Gastgeber, mit dem wir auf Langkawi auch Karten gespielt hatten, über den Weg. Die Welt ist klein und in einer Riesenstadt wie KL laufe ich einem der wenigen Menschen über den Weg, die ich da kenne.

 

Über einem Starbucks Kaffee reden Myra und ich für die nächsten 3 Stunden, bis sich herausstellt, dass ihre Familie, welche dieses Wochenende mit 7 Personen zu Besuch ist und im Moment fleißig durchs Einkaufszentrum zieht, uns nicht stören wollte und daher ohne uns Essen war. Doch da weder Myra noch ich wirklich hungrig sind, macht das nicht viel. Myra will im September einfach alles zusammenpacken und den Rest verkaufen und nach Frankreich. Viel mehr Plan hat sie nicht, Erspartes auch nicht. Ich bin etwas skeptisch, dass das Alles so einfach klappt wie sie sich das denkt, sage ihr daher aber umso mehr zu, dass sie jederzeit bei mir in Schottland willkommen ist und auch zu Weihnachten zu mir nach Hause kommen kann. Myra ist in den zwei Malen in denen wir uns privat getroffen haben zu einer Freundin geworden. Mir fällt auf, dass es eben viel einfacher ist auf Reisen mit Jungs ins gute Gespräch zu kommen, reisen zum Einen doch schon mal deutlich mehr Jungs, und die Mädchen die man trifft sind zudem meistens mit Freund/in unterwegs und daher lange nicht so offen sich einfach auf mehrere Stunden Gespräch einzulassen. Heute habe ich das Glück, dass ich sowohl eine tolle Spontangesellschaft habe, als auch ein richtiges Mädchenkaffeegespräch. Und Myra werde ich in jedem Fall bevor ich nach Tokio fliege wieder sehen. Und hoffentlich dann ja auch bei mir willkommen heißen können. Wir verabschieden uns mit einer langen Umarmung und wollen per SMS noch klären ob ich später mit den Jungs ausgehe oder mich nochmal mit Myra treffe.

 

Zurück im Cosmopolitan will ich eigentlich nur kurz was trinken, doch in der Küche sitzen einige der Angestellten zusammen und haben augenscheinlich gerade ihre Abendmahl beendet. Prompt werde ich gefragt, ob ich nicht probieren möchte; immer! Zwei verschiedene Fischlein, eine Suppe, Reis. Eigentlich hatte ich ja keinen Hunger, aber all das ist so lecker, ich kann erst aufhören als alles aufgegessen ist. Und augenscheinlich freut sich vor allem die Köchin, dass es mir so gut schmeckt. Es ist schon kurz vor 11 und ich schreibe grade Myra, dass es kein Problem ist, dass sie müde ist und ich die Jungs ausfindig machen werde, da verpasse ich einen Anruf von ihnen. Ich rufe zurück und Jerome bietet an mich vom Hostel abzuholen. Umso besser. Also schnell in ein Kleid gesprungen und Ultrakurzprogramm aufgehübscht, dann bin ich ausgehbereit.


Es geht ein paar Straßen weiter in einen Schnapsladen. Der hat eine schwarze Tür zu einem Hinterraum. Wie sich herrausstellt eine Tinkhalle nur für Männer. Da bleibt der Ladenbesitzer streng. Also sitzt Jerome mit mir auf Plastihockern mittem im Schnapsladen vor der schwarzen Türe. Seine Hostelfreunde kommen immer wieder mit Wodka heraus und wollen sich vor allem bei mir so für die unfaire Behandlung entschuldigen. Kurze Zeit später verlassen wir die seltsame Szenerie, steigen ins Taxi und fahren dann zu einem der angesagtesten Schuppen der Stadt. Von der Invasion week weiß ich, dass im dem Laden auch „Mädchen“ unterwegs sind und ich finde das Eintrittsgeld von 10€ reichlich unverschämt, aber die Truppe will da rein, also gehe ich mit. Immerhin steht eine Band auf der Bühne, die covern zwar nur, aber ich zugeben, dass die aktuellen Hits, die sie spielen, meiner Meinung nach meistens in ihrer Fassung wesentlich besser sind als im Orgnial. Denn die 2 Frauen und der Mann können wenigstens singen und der Rest der Band hat auch wirklich was drauf. Ich habe meinen Spaß, tanze, nach der Band dann auf Drängen sogar auf der Bühne. Die Jungs sind eine tolle Geleittruppe, halten mir unerwünschte Gesellschaft fern und geben sogar ab und an Tanzpartner ab. Ich fühle mich gut und frei und leicht und genießes es, endlich mal wieder für Stunden zu tanzen. Als der Club dicht macht findet sich die Gruppe irgendwie nicht recht zusammen, dann werdne noch betrunkene Gespräche mit Taxifahrern geführt bevor wir endlich selbst in eines kommen. Mir ist heiß und da es immernoch (es ist gegen halb 5 morgens als wir wieder im Hostel anlangen) KL-schwül ist, springe ich als erstes Mal unter die Dusche. Immerhin muss man sich um diese Uhrzeit weder ums Anstellen noch um die Wassertemperatur sorgen machen. Gestern, als ich hier ankam, hätte ich sicherlich nicht vermutet, dass ich heute so einen herrlichen Tag+ Abend haben würde. Ein Hoch auf die Spontanbekanntschaften auf Reisen! Für genau diese Geschichten lohnen sich die blauen Flecken, die man sich mit Vertrauen und Spntanität auch zuziehen kann.

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