Indonesien, Tulamben - von heißen Quellen zum Schiffsfrak

Die Nacht war kalt, der Morgen schon früh unwahrscheinlich geräuschvoll. Hühner, dröhnende Motorräder (ich hab keine Ahnung wie die hier in der Biegung auf dem Feldwek so schnell werden), Kinder die gegen die Wand unseres Kopfendes Fußball spielen. Soweit ab vom Schuss hatte ich nicht erwartet ab halb 7 an regelmäßig aufgeweckt zu werden. Um 9 klingelt dann aber auch, wie jeden Tag seitdem Dave und ich zusammen reisen, der Wecker. Durch unsere (auf meiner Seite immer besser werdenen) Verhandlungskünste gibt es ein Frühstück. Das besteht zwar nur aus einer Tasse für jeden plus zwei Scheiben Toast mit seltsam zuckersüßer Marmelade, aber immerhin. Kurz das nötigste in den grünen Trockenbeutel geschmissen und dann zum heißen Quelle der Einheimischen.

Dort reden wir ein wenig mit dem Mann am Einlass und zahlen dann wenigstens nur ein Weisenticket für uns beide (ich habe doch wirklich den Satz gebracht, dass ich wohl nicht mehr Wasser verbrauchen werde als ein Anwohner). Das Wasser ist dann herrlich warm, die beiden Pools überraschend ordentlich hergerichtet. Das dritte Becken ist direkt mit dem See verbunden, an dem das „Bad“ liegt und mit algenüberwachsenen Lavasteinen ziemlich scharfkantig und rutschig zum Laufen ist. Ich bin erstaunt darüber, dass die Frauen sich oben ohne waschen, in einem Land in dem Lady Gaga grad ihr ausverkauftes Konzert absagen musste, da ihr wegen ihrer anzüglichen Art Terrordrohungen zukamen. Zwar ist Bali zum Großteil Hindu gehört aber doch zu Indonesien, welches zu 80% muslimisch ist und noch dazu das bevölkerungsreichste muslimische Land überhaupt. Natürlich werde ich in meinem Bikini trotzdem angestarrt und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Inselbewohner es ausgesprochen seltsam finden, dass ich kürzere Haare habe als Dave mit seiner Lockenmähne. Doch ich finde das Angestarrt werden hält sich hier noch in Grenzen. Man kann fühlen, dass es vor allem Neugier ist, dass vor allem die Frauen möglicherweise noch keine Weisen in Unterwäsche gesehen haben. Denn das Tal in dem wir sind ist doch deutlich abgelegen und ich weiß nicht in wiefern die nationalen Fernsehstationen irgendwelche westlichen Filme zeigen dürfen, welche auch nur irgendwie nakte Menschen enthalten.

 

Die Sonne hat in den Morgenstunden bis 11 spürbar an Kraft gewonnen und so kann ich den Pullover glücklicherweise wieder wegpacken. Hier im Tal hätte ich meine warmen Sachen von der Chinareise, welche ich natürlich, bis auf den Pulli, in Kuta bei Benny zurückgelassen habe, wirklich gebrauchen können. Aber jetzt ist es in langer Hose und Shirt gemütlich auf dem Bike. Am Ende des Tages wird sich zeigen, dass die Sonne immernoch rot auf meiner Haut malen kann. Dave will unbedingt auf einen Vulkan wandern und wir verstehen einander wohl ein wenig falsch, denn als wir auf dem Weg zum höchsten Vulkan Balis zur Internet-Mittagessen pausieren, stellt sich heraus, dass Dave eigentlich zum Vulkan gleich neben unserem Schlafplatz wollte. Tja aber wie Wikipedia und unser Buch (lonely planet) dann wissen, hätten wir das Besteigen heute zeitlich sowieso nicht mehr geschafft. Auf den niedrigeren Vulkan (der das letzte Mal 1994 ausgebrochen ist) hätten wir fast ganz hochfahren können und dann nurnoch 45min zur Spitze laufen müssen. Allerdings meint das Buch, dass man bei der Fahrt und beim Aufstieg sicher sein kann permernent von Bergführern belästigt zu werden. Über Nasi Goreng (gebratenen Reis, dieses Mal in seltsamer pinker Farbe, aber mit gutem Geschmack) beschließen wir jetzt eben so hoch wie wir eben kommen auf dem höchsten Berg der Insel zu gehen.

 

Nach einer guten Strecke normaler Fahrt steigt die Straße ungemein steil leicht geschwungen den Berg hoch. Unser 125ccm überhitzt und schafft es nach einem guten Teil der Strecke und knapp unter der Wolkengrenze nichteinmal mehr sich selbst den Berg an zu treiben. Doch die Sicht über die Insel von hieraus ist atemberaubend. Wir wollen es nicht riskieren unser blaues Gefährt ernstlich zu beschädigen und so rollen wir wieder den Berg hinunter. In einer Stadt auf dem Weg nach Amed halten wir an, beschaffen Dave ein Ladekabel und Geld und als wir bei einem Straßenessenmarkt einen Teller mit tollem Mischmasch (insgesamt 7 verschiedene Zubereitungen finden sich auf unserem Teller für einen Dollar) sitzen, ändert sich wegen der Zimmerpreise das Reiseziel von Amad zu Telamben. Beide sind laut Buch nur populär geworden, weil sie jeweils ein Schiffsfrak haben. Amed ein japanisches, Telamben ein amerikanisches. Die Fahrt hinunter zur Küste gehört eindeutig zu einer der schönsten, die wir bisher hatten. Der Blick über die Reisterassen (dieses Mal geflutete) mit dem Vulkan im Hintergrund und dem Meer vor uns, ich bin richtiggehend froh, dass uns diese Straße zu Fähre bringen wird. Denn überdies ist die Sonne schon untergegangen und so hätte sich ein Fotostop leider sowieso nicht mehr recht gelohnt.


Unser erster Eindruck vom Tagesziel ist dann leider sehr weiß und Taucher scheinen hier eine eingeschworene Gemeinde zu sein, die gern unter sich und ihren Landsmännern bleiben. Wir überlegen schon fast eine halbe Stunde zurück zu fahren um dort nach einer billigen Unterkunft zu suchen, da wird uns von einem Taucher auf Englisch mit starkem deutschen Akzent der Tipp gegeben doch die Straße hoch bei Ha Ha nach einem billigen Zimmer zu fragen. Nach den drei Zimmerpreisen die wir wo anders schon erfragt haben, wollen wir das noch versuchen bevor wir uns nach einem langen (Fahr-)Tag noch weiter Obdach suchend durch die Nacht schleppen. Bei Ha Ha wir mir dann ein Zimmer gezeigt. Es ist rechteckig und vielleicht 2,5 auf 2,5m. Die Matratze steht hochkant an der Wand. Doch der Preis ist mit 50 000 Rupia falls wir hier auch tauchen (und 70 000 falls nicht) echt ok. Wir wollen nach dem Abendessen entscheiden ob wir tauchen gehen oder nur Schnorkeln, aber nehmen das Zimmer erstmal. Gut riechende, frisch gewaschene Bettwäsche wird aufgefahren und wir essen um die Ecke ok zu Abend. Leider sind sowohl die Gerichte wie auch die Preise den Taucherströmen angepasst. Doch die Familie, welche wohl den ältesten Sohn aus dem „Gästeraum“ ausquartiert hat (zumindest deutet das einzige Stück Deko im Raum, ein Spiderman Poster, stark darauf hin), serviert uns noch süße Kleinigkeiten und gibt Dave und mir Reiswein zum Probieren. Wir entscheiden uns morgen früh um 8 zu Tauchen, denn 20 USD für einen Tauchgang sind einfach ein unschlagbarer Preis. Zudem bin ich echt neugierig wie das mit dem Schiffsfrak wird.

 

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