Japan, Tokyo - freiwillig eine Nacht am Flughafen schlafen

Später hätte ich nicht am Flughafen Denpasar/Bali sein dürfen, denn mit einem Mal wollen die noch 15 Dollar von mir haben. Hab ich aber nicht mehr. Also wieder raus aus dem Flughafen und zum Bankautomaten, der gibt mir natürlich nur 100 000 Scheine. Na dann muss ich die 50 000 Rupia wohl in Snickers investierien (erst mit Flughafengebühr abgezockt werden und dann ekelhafte 5 USD für 2 Snickers blechen, Frechheit!). Aber der Ausgleich sind dann 3 freie Sitze und somit wie auf dem Hinflug 3h Schlaf. Das ist mir im Moment eindeutig viel mehr wert.

Planmäßig um 9 in KL bin ich dann total ausgehungert und halb verdurstet (und natürlich auch wieder leicht durchgefroren). Immerhin finde ich eine Steckdose und im lokalen Fast Food Laden stört sich bei den Besuchermassen keiner an einem Mädchen das für über 2h am Computer sitzt.

Als ich gegen halb 2e für meinen Flug kurz vor 3 einchecken will, ist der schon auf nach 4 verspätet. Ich besorge mir nochmal eine Portion Pommes und durchlaufe dann den spaßigen Securityprozess. Unten gibt es immerhin kostenloses Internet für 2h wie ich weiß. Vielleicht habe ich ja mitterweile eine Adresse für eine meiner Couchsurfzusagen. hmm hab ich leider nicht. Also muss ich mich wohl bei meiner Ankunft in Tokyo überraschen lassen. Der Flug verspätet sich noch ein bisschen, ich treffe auf einen Kerl aus dem Cosmopolitain Hostel in KL, den ich vor über 3 Wochen das letzte Mal gesehn habe. Dann will unser Flug doch los.

 

Ich stehe vor einer großen Boing. Und geschickterweise habe ich so früh eingecheckt, dass sie wieder so lieb waren mich nach hinten ins Flugzeug zu setzen. Meinen Airasiaerfahrungen nach hat man dort die besten Chancen freie Plätze neben sich zu haben. Und nach ein wenig Abwarten und einmal umsetzten, habe ich gleich drei für mich. Das bedeutet ich werde die 7h Flug zusammengerollt auf den drei Sitzen schlafen können. Immerhin verpasst man bei Airasia sicherlich weder Essen noch Trinken. Leider bekommt man aber auch weder ein Kissen noch eine Decke und zweiteres vermisse ich ein jedes Mal wieder bitterlich, denn die ihre Flüge sind immer auf Kühlschranktermperatur. Ich habe ein Jäckchen, einen Kaputzenpulli, einen Schal und Socken an! und friere immernoch. Naja, dann müssen nachher eben zwei von Daves Erbeervitaminpillen genommen werden um mein Immunsystem etwas zu unterstützen. Immerhin kann ich dann wirklich fast 7h durchschlafen. Sogar die Einreiseformulare hat man mir ans Tischchen gesteckt anstatt mich zu wecken, nette Menschen.


Einstempeln ins Land wird zum Einkleben eines gedruckten Aufklebers mit Scannercode plus Fingerabdrücke nehmen. Alle Vorgänge im Flughafen sind sehr effizient organisiert, die Mitarbeiter scheinen sehr genau angewiesen zu sein und sogar nach Mitternacht sind alle Stellen zahlreich besetzt. Mein Rucksack fährt schon Kreise. Dann noch den Zollzettel jeder persönlich bei einem Beamten abgegeben, der wirft ein Blick aufs Gepäck, den Zetteln und die Person vor ihm und lässt dann mindestens jeden zweiten auspacken. Zum Glück nicht mich, denn ich habe einige Stangen Vanille im Gepäck (und die darf man auch nicht nach Japan einführen). Zudem hätte ich nicht gerade große Lust übermüdet wie ich bin noch meine Sachen auszupacken. Als ich in den öffentlichen Teil des Flughafens hinaustreten fallen mir als erstens die Dreiersitzreihen ins Auge. Die sehen gemütlich aus, ideal zum Schlafen und einige Menschen tun das auch schon. Zudem findet sich an der einen Seite eine Touristeninfo, in welcher ich mich erstmal mit einem kostenlosen Stadtführer und Karte eindecke. Und dann, so erhoffen wir uns das ja auch in einem hochtechnologisiertem Land, gibt es auch noch kostenloses Wifi. Meinen Laptop kann ich auch aufladen (zum Glück ist es dem Ladegerät vom Laptop ja egal welche Spannung man ihm füttert). Also schreibe ich kurz nach Hause, dass ich hier schlafen werde. Weshalb sollte ich mir auch den Stress antun jetzt noch durch Tokio zu irren um ein überteueres Hostel zu finden, vor allem wenn ich hier doch sauber und nicht ungemütlich schlafen können werde. Meinen Schlafsack ausgebreitet (ich kann sogar ausgestreckt schlafen!), meine Taschenbändel unter meinem Kopf gelegt und meinen Rucksack an der Tasche verteut. Überdies hat es zahlreiche Flughafenpolizei und somit bin ich mir sicher, dass es kein Problem sein wird.

 

Die heutige Ehrenerwähnung geht an einen Angestellten des Flughafens Haneda in Tokyo. Der Job des guten Mannes ist es nachts die Böden erst mir einer Maschine und dann mit einem Wischel zu säubern. Weil in Japan alles seine Ordnung, Regeln und Vorschriften zu haben scheint, muss er die Fläche, die er dann reinigt vorher mit Hütchen und Absperrband für jeden Deppen erkennbar markieren. Er tut dies mit so viel Elan, man bedenke bitte, dass er sich mit Sicherheit bewusst ist, dass sein Absperren recht überflüssig ist und es noch dazu 2 Uhr nachts ist; er rennt schlichtweg, beeilt sich als würde er überwacht werden, als wäre er in der Probezeit. Ich habe natürlich keine Ahnung ob das nicht der Fall ist, aber ich denke mir, dass wenn die allgemein Arbeitsmoral durch durch dieses fleißige Wischelmännchen wahrheitsgemäß vertreten wird, dann Hut ab vor den Japanern.

Auch der technologische Standart schlägt mir regelrecht ins Gesicht. Ich habe noch nie eine so komplexe Toilette gesehn! Sie hat 5! verschiedene Optionen (Geräuschprinzessin, Podusche, Bidet (keine Ahnung was der Unterschied zwischen den beiden sein soll), Spühlen und Selbstreinigung), man kann an sich im Flughafen zwischen 4 verschiedenen Toilettenoptionen wählen (Western, Western mit Babysitz an der Wand, Western mit Umkleidebrett an der Wand und japanisches Stehklo). Der Wikipediatravel sagt dann auch noch, dass die hygenischen Zustände in Japan wahrscheinlich noch über denen in Europa liegen. Und wenn ich mir das Flughafenklo anschaue und (da ich ja über 12h immer wieder auf das selbe aufsuche, habe ich wohl einen ziemlich repesentativen Überblick über) dessen stehts! piek feinen Zustand, dann bin ich schon beinahe überzeugt diese Aussage zu glauben.

 

Ich glaube ich habe mich noch nie so wohl an einem Flughafen gefühlt. Was braucht man denn auch mehr als einen sicheren, gemütlichen Schlafplatz, kostenloses Trinkwassser, kostenlosen Strom und Wifi?!

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Kommentare: 1
  • #1

    Till Gerdes (Mittwoch, 27 April 2016 17:25)

    Krank, musste schon bisschen schmunzeln beim lesen. Mir ist heute wortwörtlich dasselbe passiert. Also 90% der story war einer Nacherzählung meines Tages.