Indonesien, Mataram - vom Wracktauchen zu Sonnenuntergangsbilder auf dem Fährendach

Wir stehen morgens das erste Mal auf dieser Reise so früh auf. Denn gestern Abend hieß es noch, dass wir um 8 tauchen sollen. Aber dann ist erstmal alles easy und braucht länger als gedacht. Immerhin haben wir nicht schlecht geschlafen in unserem Zimmerchen mit Matratze auf dem Boden und Dave ist, was das früh aufstehn betrifft, durch den stetigen Kaffeefluss, der ihm von der Frau des Hauses präsentiert wird, gelinde gestimmt. Schon wie gestern Abend, bekommen wir heute morgen auch Pobiererchen hingestellt (in diesem Fall überbackene Bananen). Dann findet sich doch eine Ansage und einer der jetzt mit uns tauchen geht. Gemächlich wird Ausstattung in passenden Größen rausgesucht. Dann laufen wir zum Strand. Unsere Flaschen werden von Trägerinnen auf dem Kopf nachgeliefert. Am Strand selbst verrät nichts, dass nur 50 Meter entfernt die Liberty liegen soll. Ich muss zugeben, ich bin leicht nervös. Dave hat mich fast ein wenig überredet tauchen zu gehn, der Spottpreis von 20USD für den Tauchgang hat sein übriges getan. Und noch dazu finde ich es richtig spannend, mal ein Wrack zu tauchen. Aber an sich wird Tauchen nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, ich finde es sehr interessant, insbesondere im Bezug auf Selbstbeherrschung sehr lehrreich, aber für mich bringen ein paar Stunden auf einem Surfbrett eindeutig mehr und noch dazu muss ich mich da nur auf mich selbst verlassen, wo hingegen ich beim Tauchen eben immer einem Fremden vertrauen muss, und wie sich bei diesem Tauchgang herrausstellen wird, kann mich das auch mal schnell in Situationen bringen, die gar nicht den Regeln entsprechen und in die ich eigentlich nicht kommen will. Und ich fühle mich einfach wohler, wenn ich meinem Unbehagen oder Missfallen in Worten ausdruck verleihen kann. Denn als wir Abtauchen wird mir klar, dass ich mit Axel im Wasser auf einem ganz anderen Level gelernt habe, als das Kerlchen, dass ich jetzt dabei habe. Denn der bekommt nichts davon mit, dass ich nervös bin. Ich kämpfe mit mir und entschließe mich dann, dass es mir besser gehen wird, wenn ich meinen Stolz schlucke und mich an Dave festhalte. So recht kann ich nicht erklären, weshalb es mir so ein großes Gefühl der Rückversicherung gibt, zu spüren, dass ich jemanden neben mir habe. Eine rationale Erklärung ist wohl, dass ich so fühlen kann, dass ich nicht allein bin, dass ich also dem jemand neben mir sofort signalisieren kann, wenn ein Problem auftaucht. Ich hoffe Dave macht es nichts aus jetzt eine Klette zu haben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er, im Gegensatz zu unserem Leittaucher, mitbekommt, dass es mir so besser geht. Wir tauchen realtiv zügig ab (und ich sehe auf meinem Tiefenmesser, dass wir deutlich tiefer gehen, als wir das ans sich mit unserer Ausbilung dürfen). Manchmal ist es ein Nachteil die Regeln und Konsequenzen zu genau zu kennen und sehr aufmerksam durch die Welt zu gehn/zu schwimmen. Wäre Dave nicht hier, dem ich mitterweile eindeutig vertraue, dann würde ich noch viel größere Kämpfe mit mir selbst ausfechten. Aber so kann ich mich von den Eindrücken einnehmen lassen, dem Schatten der langsam vor uns auftaucht und zum Schiff wird. Von den Fischschwärmen um und über uns. Von mehr und mehr Tauchern die um uns herum Blasen blubbern.

Ich werde entspannter, bis zu dem Punkt als unser Vortaucher doch ernstlich durch eine Spalte schwimmt. Ich kann sehen, dass dahinter freies Wasser ist, und auch, dass er uns einen Fetzenfisch zeigen will, aber trotzdem macht mich das nervös, denn so gut sind Dave und ich noch nicht im Wasser, dass es für uns unbedenktlich ist durch scharfkantiges Metall zu schwimmen. Und im Gegensatz zu unserem Vortaucher, will ich mit nichts von mir die Korallen beschädigen. Aber langsam und vorsichtig bekomme ich das hin. Doch keine 5 Minuten später bin ich an einem Punkt, bei dem ich ohne Dave allerhöchstwahrscheinlich aufgetaucht wäre. Denn wir tauchen IN das verdammte Wrack. Zur Erklärung: Es ist mehr als ein gutes Gefühl zu wissen, dass man jederzeit auftauchen kann. Für unerfahrene Taucher (und zu denen zählen Dave und ich mit Sicherheit) ist es schlicht und einfach gefährlich in einer Paniksituation nicht direkt auftauchen zu können. Ich warte also vor dem Loch. Dave ist schon drinne. Ich kann mir gut vorstellen, dass er es so aufregend findet, dass er ganz vergessen hat, dass das eindeutig keine coole Aktion unseres Vortauchers ist und dass ich mit Sicherheit ein Problem damit haben werde. Mein Problem ist, dass ich schlecht sagen kann „Jungs ist warte mal draußen“. So funktioniere ich, wenn ich ein Problem habe, dann teile ich mich mit! Aber das geht hier jetzt nicht. Und meine beiden Begleiter scheinen nicht gerade feinfühlig zu sein im Moment. Erstmal schwimmen die beiden auch einfach weg, na klasse denke ich mir und dann „ok ich weiß wie ich auftauchen muss, ich muss denen nicht hinterherschwimmen, wenn mir das unangenehm ist, denn sicher auftauchen und zur Küste schwimmen bekomme ich alleine hin“. Dann dreht sich unser Zuständige doch um. Er scheint ziemlich überrascht zu sein, dass ich nicht einfach nachgefolgt bin. Er signalisiert ob „Ok“, na an sich nicht, aber was soll ich machen. Also streckt er mir die Hand hin um mir duch die Spalte zu helfen. Tja das ist aber nur ein kleiner Teil meines Problems! Aber das kann ich ihm ja nicht mitteilen. Na dann eben Augen zu und durch. Drinnen konzentriere ich mich auf meinen Atem, versuche runter zu kommen, mein Herzlein zu beruhigen. An sich sieht es schön aus, wie sich über mir im Wrack Luftkammern bilden, durch die aufsteigende Luft von den Tauchern hier drinne. Aber wohl ist mir immernoch nicht. Dave ist augenscheinlich einfach hin und weg. Kurz kann ich an seine Seite, dann gehts aber schon wieder weiter und der Ausgang ist zu schmal um dort zu bleiben. Ich bin mal ziemlich gespannt was er zu der ganzen Episode zu sagen hat, wenn wir wieder reden können.

 

Als ich zusammen packe komme ich mit einem Mal dahinter, weshalb, dass mit Daves Handy laden nicht funktioniert hat: er hat es gegrillt! Denn natürlich ist sein Handy auf das Stromnetz der USA ausgelegt, dass in Asien ist aber zum überwältigenden Anteil wie in Europa dh 220V. An sich finde ich es ziemlich amüsant, denn es passt so in das Klische vom Ami, der das erste Mal von seinen Kontinent runter kommt und einfach davon ausgeht, dass überall anderswo alles so funtkioniert wie bei ihm. Natürlich ist Dave nicht im Allgemeinen so und ich glaube diese Episode ist mehr seine Unbekümmertheit, was solche Dinge betrifft zurück zu führen. Vorsichtig sein ist nicht gerade hoch oben auf Daves Liste. Daher hat es seine Wunde am Schienbein auch schwer zu heilen und das obwohl er sich da in Thailand eine so schwere Entzündung mit eingefangen hatte, dass sein Bein grün würde und ungemein anschwoll. Aber die Wunde sauber zu halten ist etwas, was einach nicht in seinem Operationsmodus ist. An sich finde ich seine Kaltschnätzigkeit gleichermaßen faszinierend (vor allem bei den Stories die es da sonst noch dazu gibt) wie auch dämlich. Aber zum Glück darf ja jeder wie er ist.

 

Es braucht eine ganze Weile bis wir loskommen. Dave sitzt bei den Männern, ich rede mit der Frau des Hauses und einigen indonesichen Touristen. Sonderlich eilig haben wir es heute nicht und wir fühlen uns fast wie in die Familie aufgenommen, so wie mit uns umgeganen wird. Natürlich gibt es auch jetzt immer wieder Tee und Kaffee in unsere Hände (für die wir nachher auch nichts berechnet bekommen). Aber dann treibt der Hunger doch los.

 

 

Eine richtige Besprechung der Dinge findet dann währrend unserer heutigen Fahrt statt. Und so finde ich herraus, dass Dave die ganzen Abläufe ziemlich ähnlich sieht wie ich und, dass es ihm zum Glück auch nichts ausgemacht hat, mich an ihm hängen zu haben. Ich muss zugeben, dass er öfters ziemlich gut damit ist zu sehn, wies mir gerade geht. Doch immerhin haben wir uns beide nicht so unwohl gefühlt, dass wir bereut hätten, dass wir tauchen gegangen sind. Ich glaube im Moment sind wir beide einfach ziemlich stolz drauf, was wir da heute Morgen hinbekommen haben (ich vielleicht noch mehr als Dave).

 

Die eigentliche Idee war gewesen die Nacht auf dem Schiff durch zu machen, aber als wir Preise erfragt haben und zum Beratschlagen kurz vor 5 hinsitzen, da kommt mir, dass das eingentlich einzig sinnvolle ist, die Fähre jetzt zu nehmen, denn es sind nur 4h die das Schiff brauchen wird. Denn es gibt nichts was wir jetzt hier noch machen können oder wollen und sonst würden wir uns nur unnötig irgendwie die Zeit vertreiben um dann morgen nicht zu gebrauchen zu sein, weil wir die halbe Nacht durch gemacht haben. Also schnell auf zur Fähre, denn wenn wir die jetzt um 5 noch bekommen, dann gibts auch noch den Sonnenuntergang auf dem Schiff.

Und dann belohnt uns das Universum wiedereinmal. Für Spontanität und Mut (zumindest sind das die Kategorieren die wohl am meisten für den heutigen Tag zutreffen). Denn wir stoplern in eine dieser Situationen. Wir können beide kaum Indonesisch, daher können wir das „nicht für Passagiere“ nicht lesen, als wir immer weiter hoch im Schiff klettern. Wir wollen eigentlich nur so weit wie es geht hoch um Bilder vom Sonnenuntergang zu machen. Und dann stehen wir neben dem Führerhaus. Und von dort drinnen wird uns lachend erlaubt noch eins höher zu klettern. Gerne doch! Und so stehen wir auf dem Dach dieser riesigen Fähre. Vor uns liegt Bali, der Vulkan und die Sonne die langsam dahinter versinkt. Dave und ich feiern. Feiern, den Zufall, unsere Entscheidung, das Leben und die Welt. Wir knipsen Bilder bis seine Kamera keinen Akku mehr hat und meine keine Bilder mehr. Nach einer ganzen Weile kommt der Steuermann nach oben und bekundet uns, dass wir jetzt leider runter kommen müssen, da er irgendwelche Gerätschaften anschaltet, welche schädlich für uns wären, würden wir auf dem Dach bleiben. So landen wir dann erstmal noch bei ihm im Führerhaus und hinterm Steuerrad. Das über 30 Jahre alte chinesische Schiff macht nicht ganz so schnell wie es sollte und so dauert unsere Überffahrt an die 6 anstatt 4h.


Und dann beginnt eine Hotelsuche bei Nacht. Schnell stellt sich heraus, wir bleiben nicht in in der Stadt in der wir angelegt haben. Also auf zur größten Stadt der Insel. Das sind zwar auch mindestens 45 min Fahrt und wir sind beide total übermüdet und ausgehungert, aber nach viel rumgefrage laden wir am Ende doch in einem Hotel, dass mit 70 000 Rupia (7 $) wirklich billig ist für die nagelneuen Zimmer mit Bad. Einen Ausflug zum Nachtmahl gibts dann auch noch. Und dann schlafe ich total fertig ein.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0