Schottland, Isle of Skye - Wunderschöne Inselwelt

Der Wind hustet und prustet. Schon den ganzen Tag konnte sich das Wetter einfach nicht so recht entscheiden, Aprilwetter eben. Um meinem Vorsatz treu zu bleiben und in meinen Osterferien (in welchen auch fleißig für die anstehenden Prüfungen gelernt werden muss) mehr von Schottland zu sehn, habe ich mich am Freitag zur Westküste nach Skye aufgemacht.

Grandioser weise hätte ich erst einmal beinahe den Bus verpasst und auf Grund des überhasteten Anlangens an der Busstation steht mein Rad jetzt übers Wochenende am Eck und nicht sicher im Hinterhof. Aber Freitag schien einfach nicht der Tag der pünktlichen Busse zu sein, mein Glück! Ein wenig Stau, ein gut verspäteter zweiter Bus, ein Polizeieinsatz an der ersten Umsteigestelle. Ein wenig holprig tut sich dieser Aufbruch schon an. Die letzten Tage hab ich in Dundee verbracht. Bin zurück ins Doghouse, welches modernisiert, mit Heizung ausgestattet und von neuem Besitzer übernommen wurde. So sieht man endlich auch Gaison mal wieder! Hoffentlich stellt sich heraus, dass Rock/Indie/Alternative hier auch wirklich hält was es verspricht, aber man wird sehen. Dienstag nimmt mich Jackie mit zu einer fernöstlichen Essensveranstaltung. Die gute schottische Gesellschaft, Speis und Trank sorgen dafür, dass man sich nach Mitternacht sogar noch zu Union überreden lässt und dann seltsamerweise nicht aus dem Liar rausgeschmissen wird und so erst gegen halb 4 zu Hause anlangt. Überraschende Wendung für eine Essenseinladung. Und Lotta kommt aus Deutschland wieder. Aber so sehr ich Dundee genieße und sogar ab und an zum Studieren komme (ausgesprochenen Dank an die hervorragenden Vorlesungen von Stanford und Berkley!), so sehr sollte ich wieder ein wenig Couchsurfen und meine neue Heimat erkunden.

Da meine Pläne sich mal wieder erst kurzfristig ergeben habe werden meine potentiellen Couchsurfhosts leider erst zwei Nächte im Voraus gewarnt. So kann mich dann am Freitag keiner hosten, aber alles kein Problem dafür gibt es ja Backpacker oder Hostels! Die Busfahrt von Dundee über Inverness ist zwar ein leichter Umweg, aber so sieht man die doch beeindruckenden Berge, denn die strecken sich bucklig dem Himmel entgegen und sind mit Schnee bekleistert, was seltsam erscheint, denn hier unten ist es gar nicht mal kalt. Ich verstehe warum Menschen die Berge mögen und Wanderlust haben, nach Schottland kommen.

 

Als wir dann mit Sonnenuntergang über die Brücke nach Skye gelangen denke ich, dass so wohl auch die Skandinavischen Länder aussehen müssen. Hübsch liegen da vereinzelte Häuser am Wasser, der Wind zeigt sich von seiner stolzen Seite und die Sonne malt Abendlicht dazu. Ein sehr hübscher Flecken Erde!

Freitags wird noch ein wenig Protree erkundet und dann allein im 10er Zimmer geschlafen. Samstags gehen die Nachrichten hin und her und mit Hilfe von Internet in der Bücherei ende ich am Frühabend bei Paul. Den Tag über habe ich es mit einem der wenigen Busse ein wenig über die Insel geschafft, aber leider nicht so sehr wie ich mir gewünscht hätte, denn der Busplan wurde erst vor einer Woche geändert und die Touristeninformation weiß davon noch nichts. Also keine Schleife im Norden zur Erkundung fahren sondern gleich zu Paul. Am Nachmittag habe ich sogar über 2h fleißig in einem hübschen Café gelernt und Kim, meine Gastgeberin für morgen, getroffen.

 

Paul hat eine sehr hübsche kleine Wohnung in welcher er allein lebt. Er war den Großteil seines Lebens Fischer und hat sehr interessante Geschichten zu erzählen. Er kocht sehr schottisch, füllendes Abendessen und am nächsten Morgen ein gleich gelagertes Frühstück. Ich zeige ihm TED und dass man die extra für die Couchsurfer zur Deko gekauften Tulpen anschneiden muss, damit sie trinken können. Geschlafen wird dann wie Prinzessin auf der Erbse damit mir auch gewisslich nicht kalt wird.

 

Am nächsten Tag nimmt Kim mich nach ihrer Trainingseinheit in der Schwimmhalle im Auto mit. Allein schon die 25min Fahrt über die Insel ist atemberaubend. Das Wetter kann sich heute nicht recht entscheiden. Aber das trägt zur Stimmung und zur wilden Landschaft nur noch bei. Kim hat ein äußerst schnuggeliges Haus, dass sie mit zwei anderen bewohnt. Ich bekomme mein eigenes Zimmer, Tee und Biofrüchte sowie später ein leckeres vegetarisches Abendessen.

Obwohl ich nicht gerade ein Wanderer bin so zieht es mich doch hinaus um die Umgebung zu erkunden. Das Meer liegt hinter einer Anhöhe nur wenige hundert Meter entfernt in unserem Rücken. Ich stapfe gegen den Wind die Straße runter und finde den Weg an der Küste entlang. Auch den kleinen Pfad den ich über die grasbewachsenen Felsen nehmen soll kann ich ausfindig machen. Doch dann stapfe ich mit einem Mal zwischen Schafen und Wasserläufen. Ich bin viel weiter gekommen als ich gedacht hatte und im Moment bin ich wieder einmal nur heilfroh, dass ich vor meiner Asienreise in standesgemäße Wanderschuhe investiert habe. Denn so werden trotz all des Wassers, dass vom Berg rinnt die Füßlein nicht nass und ich kann gleichzeitig den kürzesten Rückweg durch Wasserläufe und niedriges Gestrüpp einschlagen. Eine kleine Kletterpartie durch die Gerätehinterlassenschaften eines Bauers bringen mich dann wieder auf den richtigen Weg. Nach dem Abendteuer machen Kim und ich es uns im Wohnzimmer mit Decken, Kerzen, Tee und einem Film bequem. Beim Einschlafen spukt das Wetter weiter so, dass ich die Wärme im Haus noch viel intensiver wahrnehme und mich frage, wie die Menschen früher hier den Großteil ihres Lebens mit frieren verbringen mussten.

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