Schottland, Edinburgh - Irische Gastgeber und ein schottischer Busfahrer

Jack und Dom sind meine Gastgeber für die nächsten Tage. Nach etwas undeutlichen Schnitzeljagdanweisungen finde bin ich ziemlich abgekämpft als ich ihre Wohnung wieder. Doch vom ersten Eindruck an bin ich mir sicher es wird eine gute Woche werden. Denn die jungen Iren tun alles Erdenkliche um ihr mit Couches gefülltes Wohnzimmer mein Reich zu machen. Jack kocht erst mal Tee und später noch Abendessen für uns drei. Die Jungs rauchen wie Schlote und beschränken sich nicht rein auf Tabak. Aber das passt zu ihrer Jugend. Am ersten Abend stimmen sie zu nicht aus zu gehen und nach angeregten Abendgesprächen gibt es Cloud Altas und wir kuscheln uns in die Sofas. Die Wohnung an sich ist, wie man das für eine reine Single-Jungs WG erwarten würde etwas dreckig, aber dafür haben Jack und Dom umso mehr Herz und gute Gespräche. Ich freue mich jeden Abend zu den beiden zurück zu kommen, denn fast vom Fleck weg sind sie Freunde.

Mein Tagesprogram führt mich in die National Portait Gallery und auch den weiten Weg bis zur Modern Art Gallery nehme ich auf mich. Ich finde den Fudge Laden auf der Royal Mile, den Nathan mir zu suchen aufgetragen hatte. Eine Sonderausstellung in der Nationalgalerie zeigt junge Preisträger und ich verliebe mich in das National Scottish Museum, ein Museum mit ein bisschen von Allem, welches erst vor ein paar Jahren neu umgebaut/erbaut wurde und somit die herrlichen neuen Ideen und Konzepte für Museums- und Ausstellungsgestaltung bravourös in sich vereint. Sogar eine Einzelführung bekomme ich, da ich wie wann immer möglich zur kostenlosen Führung da bin.

Ich schaffe es sogar zwei Mal ins Theater. Nach ‚the Doll House‘ bin ich ausgehungert und müde, aber Jack ist bei Freunden und möchte noch ausgehen. Ich habe keinen Schlüssel, da Jack sich momentan seinen mit Dom teilt, denn einer von beiden hat seinen verloren, es gibt Debatten wer das war. Also finde ich meinen Weg zu den Freunden, koche dort mein Abendessen, während die Meute seltsame Mutproben veranstaltet und fröhlich vortinkt. Dann geht es mit einem Taxi in eine Bar. Dort trifft man noch viel mehr Menschen und einer davon hat gestern einiges an Geld beim Spielen gewonnen. Und er macht die Ansage, dass er das heute mit Jack und dessen Begleitung (also mir) vertrinken möchte. Um das zu tun geben sich die beiden auch die größte Mühe. Nach lustigen Gesprächen geht es für uns drei in einem weiteren Taxi in eine andere Bar/Disko. Dort trifft man noch einige Leute die bekannt sind und auch welche, die vorher schon in der ersten Bar waren. Es wird getanzt und Jack erweist sich als wahrer Gentleman und Freund als er einen stark angetrunkenen Freund eines Freundes von übereifrigen Annährungsversuchen abhält. Er schafft die Gradwanderung von großem Bruder, Beschützer und hervorragender Abendbegleitung spielend. Doch der Ausgehelan meiner beiden Begleiter ist noch nicht versiegt und so geht es ein weiteres Mal zum Teil zu Fuß und zum Teil im Taxi in einen weiteren Club. In den ersten kommen die beiden Jungs auf Grund ihres Zustandes nicht mehr hinein. Im nächsten geht das dann aber, nachdem der Welt schon böse gegrollt wurde. Hier erkämpfen wir uns Getränke, einen Tisch und später sogar Tanzplatz. Dafür, dass ich einen langen Touristentag hinter mir habe halte ich in dieser Nacht wirklich lange durch. Als wir zurück zur Wohnung kommen hat Dom eine ganze Meute mitgebracht, welche zum Teil auf den Sofas im Wohnzimmer schlafen. Also kommt mein Schlafsack auf eine andere Couch und nachdem ein offenes Fenster wenigstens ein bisschen atembare Luft verschafft gibt es endlich Schlaf.

 

Leider ist Jacks Studium hier bald fertig und er hat große Fahrradtourpläne im Sommer daher werden wir unserer Couchsurfgeschichte leider keine weiteren Episoden in Edinburgh hinzufügen können. Als ich nach wenig Ruhe zu spät zur Bus Station komme hält der Busfahrer mitten beim Ausrangieren an und verstaut sogar meinen Backpack noch im Laderaum. Wie ich meine Schotten für solche Menschlichkeiten einfach liebe. 

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