England, London: Soho Square, half price musicals und Portrait Gallery

Meine letzten Handlungen um meine Arbeit als DM abzuschließen sind, meine Gruppe gut nach Heathrow zu bringen, mich von allen zu verabschieden und dann zum Debriefing zu fahren um Unterlagen und Arbeitshandy abzugeben.

Übernächtigt lange im am Temple Park an, kaufe Erdbeeren und lege mich auf dem verdörrten Gras zum Nachmittagsnickerchen. Mein Handy hat gerade noch genug Strom um mich mit Sandro zu verständigen. Wir treffen uns an einer U-Bahn-Station, holen uns ein kühles Bier und setzten uns auf den Soho Square. Es muss über drei Jahre her sein, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, aber unser Gespräch trägt uns von Soho nach Stunden in einen klimatisierten Pub. Das Sozialleben scheint im Moment auf der Straße stattzufinden. Und da es kaum Straßencafés oder Biergärten gibt, stehen die Menschen mit ihren Getränken auf der Straße. Da dachte ich man darf in der UK nicht in der Öffentlichkeit Alkohol trinken, aber das scheint hier ok zu sein, irgendwie muss man das Sommerwetter ja feiern. Die klimatisierten Pubs sind innen trotz der Menschenmassen vor ihrer Türe nicht vollbesetzt. Die Menschen scheinen für die Sommerwärme wohl gerne den Krach und Dreck der Straße auf sich zu nehmen. Ich sage Lars bescheid, dass ich heute Nacht bei Sandro unterkomme und wir machen uns später zu Sandros Haus auf. Es liegt ruhig, in einem schönen Teil der Stadt und erinnert mich von Innen stark an Häuser in Südafrika. Über Mietpreise darf man in London ja fast schon nicht reden. Ich stelle in jedem Fall fest, dass man für ein hübsches WG-Zimmer in ordentlicher Lage dann schon um die 2500 Pfund netto verdienen sollte, damit man sich die Miete und die Lebenshaltungskosten leisten kann und ab und an noch zu einem Konzert kann. Denn London ohne dass man sich die Eintrittsgelder leisten kann macht auch nicht sonderlich viel Spaß.

 

Zum Glück habe ich unseren Stadtführer auf Tour nach seinen Empfehlungen für meine Zeit in London gefragt, denn er macht mich aufdie Musical Karten zum halben Preis am Leicstersquare aufmerksam. Die Zuwendungen meiner Truppe werden hier investiert und die Kette mit der Möwe, die auf ein Stück weißen Ton gesetzt wurde, die mir meine Leader geschenkt haben, trage ich um den Hals. Ich decke mich mit Tickets für die nächsten beiden Tage ein und Lars wartet, damit ich meine Sachen bei ihm ablegen kann bevor ich anfange durch die Stadt zu streifen.

 

London hat ein Problem: selbst  wenn man seinen Müll entsorgen will muss man oft so lange nach einem Mülleimer suchen, dass sogar ich deutsch getrimmter Recycler überdrüssig werde. Dafür muss man aber sagen, dass die Straßenkartensäulen, welche überall in Blickrichtung ausgerichtete und mit „Radius welchen du in 5min zu Fuß erreichen kannst“ ausgestattet sind, einfach hervorragend sind. Diese Karten sind mir dieses Jahr auch schon in Frankreich mehrfach über den Weg gekommen, aber ich feiere sie, trotz meiner hervorragenden Kartenlesefähigkeiten.  Denn sie enthalten jeden Underground Eingang, jede Bushaltestelle und manchmal sogar die Information, wohin die verschiedenen Buslinien einen bringen.

 

Mein erstes half price Musical ist Rock of Ages. Ich weiß rein gar nichts über den Inhalt, als ich meine Karte erstehe und sehe erst danach auf einem Plakat, dass es wohl in Richtung We will rock you ohne Queen gehen wird. Meine Karte erweist sich als hervorragend und das Musical an sich als perfektionierter Trash. Ich werde gut unterhalten, vor allem durch die exzellenten Stimmen, aber auch durch die spontanen Sprüche, welche die Darsteller bei den Nachmittagsvorstellungen wohl mit etwas Freiheit einfließen lassen dürfen.

Die Portrait Galerie liegt gleich um die Ecke und so stiefle ich durch die Sammlung und eine kostenlose Sonderausstellung. Dafür, dass ich es eigentlich nicht so mit Portraits habe gefällt mir diese Galerie wirklich gut. Vor allem die Darstellungen der königlichen Herrscher über die Jahrhunderte hinweg in chronologischer Reihenfolge. Insbesondere, da die meisten Darstellungen welche man kennt hier im Original hängen.

In Ermangelung eines Schnellimbisses mit Nudel geht es zu Subway. Die erste große Überraschung bei A Corous Line ist, dass mir verkündet wird, dass der Upper Circle heute geschlossen ist. Ich schaue leicht verwirrt, denn mein Platz wäre dort gewesen. Doch dann wird mir freundlich erklärt, dass ich kostenlos upgegraded werde. Wie gut mit einem 20 Pfund Ticket in der ersten Reihe leicht zur rechten Seite im Rang zu landen. Das Musical selbst ist aus den frühen 70ern. Dieses Hintergrundwissen bekomme ich erst im Nachhinein, aber es verändert meine Meinung zum Stück zum positiven hin. Denn die gesellschaftlichen Themen, welche aufgegriffen werden, müssen revolutionär auf der Bühne in der Zeit gewesen sein. Und auch wenn dieses Musical nicht zu meinem Liebling werden wird, so bin ich doch wieder positiv überrascht über das Level des Könnens.

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