Schottland, Dundee: neue Wohnung, neue Freunde, neue Hobbies

Die ersten Wochen in Dundee sind vorbeigeflogen. Meine neue Wohnung ist wunderschön. Ein Garten mit Häuschen, ein mittelgroße Küche mit Spühlmaschine, ein dazu anschließendes Wohnzimmer, welches genügend Platz für Couchsurfer bietet, ein Gästezimmer (welches ich erst freiräumen muss, Peter dann aber angespornt durch meine Bemühungen mistet und räumt und mit der von mir erworbenen Matratze wird es was der Name verspricht). Allein schon aus dem Grund, dass wir 3 Bäder für 2 Personen haben (das große Bad sogar mit Badewanne!) sollen so bald als möglich Couchsurfer unsere Wohnung genießen können. Und da Peter eigentlich durchgehend bei seiner neuen Freundin Annie ist, sind mir Couchsurfer als gute Gesellschaft umso mehr willkommen.

Meine ersten beiden Wochen hier bestehen hauptsächlich aus die neue Wohnung Putzen und Misten und Volunteerarbeit an der Uni. Ich habe ein Training zum Peer Connector gemacht und helfe so fleißig während der welcome Week den neuen Studenten das Einleben zu erleichtern.

 

Ich lade Rolf, einen Couchsurfer aus Dänemark, zum Abendessen ein und er hilft mir meine Küche zu Misten und zu Putzen. Im Gegenzug geht ein guter Teil des überzähligen Hausstandes an ihn. Bei seinem nächsten Abendessenbesuch hilft er mit die Gartenhütte zu ordnen und so Platz für 4 Räder zu schaffen. Ab dem Zeitpunkt sind wir wohl Freunde und so erhalte ich einige Tage später an einem sonnigen und warmen Nachmittag auf unserem Campus Green eine Einführung in Acroyoga. Auch die Truppe internationaler Studenten die Rolf flugs um sich versammelt sind gute Gesellschaft und so fügt sich langsam aber sicher auch mein neues soziales Umfeld zusammen, haben doch sowohl meine Mitbewohnering Lotta (nach Amsterdam für ihren Master gezogen), als auch Gaison (Job in Galsgow) und Nathan (Studium der Medizin in Warschau) die Stadt verlassen.

 

Anika hat zwei Abende auserkoren an denen wir zu Buskers gehen sollen. Aus dem Doghouse wo Gaison bei den Open Mic nights gespielt hat wurde im Frühjahr 20 Rocks, die Deko änderte sich und eine Heizung wurde eingebaut. Vor ein paar Wochen hat der Besitzer wieder gewechselt und jetzt wird auf live Musik ohne Eintritt gesetzt. Wir bringen beide Male eine Gruppe von 8 Leuten mit und so werde ich vom Besizter angesprochen. An einem Abend an dem ich zwei Couchsurfer aus Israel zu einem Abendessen bei chinesischen Neulingsstudenten mitgenommen habe und wir anschließend alle im Buskers aufkreuzen, gibt es sogar eine Runde Tiquila aufs Haus. Es ist einfach herrlich zu sehn, dass dieser Club endlich näher an sein Potiental kommt und mehr und mehr Menschen tolle Musik genießen können. Mosco, eine Band aus Fife hinterlassen mit ihrem Durchschnittsalter von 17 bleibenden Eindruck, so sehr, dass der Link zu ihrem Album seinen Weg nach Deutschland und Südafrika findet.

 

Eines Abend erhalte ich eine ziemlich verzweifelt klingende Email von einer deutschen Couchsurferin. Ihr Vermieter hat ihr verkündet, dass sie erst 2 Wochen später einziehen kann und somit hängt sich leicht in der Luft. Ich schreibe ihr sofort zurück, dass sie erstmal zu mir kommen kann und dann schauen wir was wir für sie richten können. Vom ersten Abend an als Caro bei mir ist mag ich sie total. Und da es mir an dem Tag nicht sonderlich gut geht (ein seltsam verkrampfter Schmerz hat sich in meinem untern Rücke eingefunden) geht sie einkaufen und kocht sogar für mich. In den nächsten Tagen spitzt sich ihre Wohnungssituation soweit zu, dass wir entscheiden, dass sie erstmal für unbestimmte Zeit bei mir bleibt. Wären interessante schottische WG-Gesetze nicht würden Peter und ich Caro einfach nach Absprache mit unserem Vermieter einziehen lassen. Aber so so bleibt es erst Mal ein semipermanentes Arrangement. Wann immer wir weitere Couchsurfer bei uns haben räumt Caro sogar bereitwillig ihr Gästezimmer und teilt sich mein Bett.

Wir fangen an herrliche Abendessen zu veranstalten. Jedes Mal finden sich um die 8 Leute ein und wir fahren mehrere Gänge auf. Die Gäste bringen Salat oder Getränke mit und es ist einfach wunderschön sich ausgiebig für ein Essen Zeit zu nehmen. Zu oft isst man als Student dann doch alleine.

 

Als verspätetes Geburtstagsgeschenk entführe ich Anika und Jackie zu den Highland Games in Pitlochry. Schon Freitag Nachmittag geht es mit dem Bus los. Leider habe ich bei der Buchung übersehen, dass es in Perth zwei verschiednen Busstationen gibt. Und mit dem Stau in dem wir für 30min stecken sieht alles danach aus, dass wir unsere Verbindung verpassen. Doch Schottland wäre nicht Schottland wenn nicht ungemein hilfsbereite Menschen auftauchen würden. So ruft die Mitarbeitering den Busfahrer an und der kommt extra um uns abzuholen. Wir sind alle drei zu tiefst beeindruckt und dankbar aber irgendwie ist das in Schottland schon fast nicht mehr überraschend. Das Hostel in dem ich uns für die Nacht eingebucht habe ist wunderschön und wir genießen mitgebrachten Wein und Nudelsalat bevor wir im ungemein gemütlichen Fernsehzimmer (über 300 VHS Kasetten und um die 100 DVDs) „Das Schweigen der Lämmer“ schauen. Zum Frühstück gönnen wir uns Pfannkuchschlemmerei in einem Restaurant. Und dann geht es zum Veranstaltungsfeld. Es haben sich viele Leute eingefunden und auf der Zuschauertribüne klingt Sprachenvielfalt. Vor uns auf dem großen Feld finden immer mehrere Wettkämpfe gleichzeitig statt. Da gibt es verschiedene Arten von traditionellem Tanz, Wettrennen, Radrennen, Tauziehen, Baumstamm- und Steinewerfen. Links vorne spielen verschiedene Pipebands einen Wettbewerb. Und auch das Wetter hat seinen Spaß, denn abgesehen von drei Tropfen bleibt es bei Wolken die immer wieder die Sonne spielen lassen. Wir haben eine herrliche Zeit und auch die Gruppe um Rolf, denen ich von dem Spielen erzählt habe und der Gruppe um Caro scheint es ähnlich zu gehen.

 

Durch mein Engagement während unserer Einführungswoche lerne ich den neuen Präsident der Enterprise Gym kennen. Wir unterhalten uns gut, daraus werden einige eMails und ein Kaffee und am Ende bin ich Enterprise Gym Volunteer für Psychology und Law.

 

Caro bring 5 Freunde und so sind wir mit Rolf zu acht beim schottischen Willkommens-Ceildhi  in West Park. Auch dieses Mal haben sich wieder richtig viele internationale Studenten eingefunden und dazu gibt es die beste Ceildhi Band die ich bisher gesehen habe. Ich fliege durch den Raum und fordere junge Männer zum Tanz auf um schüchternen asiatischen Studentinnen Tanzpartner zu verschaffen. Natürlich kann Keith bei einem Tanzabend nicht fehlen und im Nachhinein werde ich von mehreren Seiten angesprochen, dass wir das beste Tanzpaar gemacht hätten. Soll das etwas heißen, dass meine Fähigkeiten im schottischen Tanzen mittlerweile herzeigbar geworden sind? Das klingt dann doch fast unwahrscheinlich. Es wird ein langer Abend mit tollem Essen, tollen neuen Bekanntschaften und ganz vielen neuen Tänzen zu toller Musik. Und das tolle Wochenende setzt sich am Samstag nach einer ausgiebigen Boxsession mit Caro und der Entdeckung unseres wohnungseigenen Subwoover fort.

Friends International hat an diesem Wochenende ein Welcome Event. Durch meine Tätigkeit als Peer Connector habe ich ungemein viele Leute kennen gelernt und so angefangen meine Highlights in Dundee wärmstens zu empfehlen. So finden sich heute Abend sowohl meine beiden Couchsurfer Mary aus Frankreich und Caro, als auch Rolf und einer seiner Freunde, aber auch Alan, den ich am Mittwoch bei einer tollen Diskussion über die Bildungspolitk in Anbetracht der möglichen schottischen Unabhängigkeit in meinem Jahr, kennen gelernt habe. Und nach einem lustigen Quizz und einem überwältigendem Buffet erzähle ich von meinem Plan zu Buskers für live Musik ohne Eintritt zu gehen und stehe dann schlussendlich mit 25 Leuten im Schlepptau da. Amüsanterweise haben wir alle Fresspakete bei uns, denn vom Buffet ist reichlich übrig geblieben. Und Innen nehmen wir dann fast eine komplette Seite und alle verfügbaren Stühle in Anspruch. Angeregte Gespräche werden fortgesetzt und schlussendlich landen alle auf der Tanzfläche, dadurch dass ein schwedischer Physikstudent mich zum Tanz auffordert und dann herrlich zum Rock n‘ Roll durch die Gegend wirbelt. Sogar als ich gegen 1 mit Mary nach Hause gehe verbleibt ein Teil noch tanzend und im Gespräch. Und ich bin einfach nur erstaunt, dass ich mittlerweile zu einer Person geworden bin, die solche spontanen Events arrangiert.

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