Südafrika, Cape Town - zurück in der Mother city&  Jahresabschluss mit Surfen und Strand

Es ist seltsam zurück in dieser Stadt zu sein. Irgendwie schön zurück zu sein, nach 2,5 Jahren welche mich stark verändert haben. Zurück zu sein und meine zweite Heimat noch einmal mit ganz anderen Augen sehen zu können. In einer gänzlich anderen Lebenssituation zu sein, mit gänzlich anderen Möglichkeiten ausgestattet. Aber auch die Stadt an sich hat sich verändert. Mir fallen mehr Fußgänger und Radfahrer auf. Am meisten beeindruckt mich wohl das neue Bussystem mit hübschen kleinen Wartehäuschen. Einziges Problem: an den meisten Stopps hängt kein Fahrplan und man braucht wohl eine Karte um die Busse benutzen zu können und wo man diese erstehen kann ist mir nicht klar. Aber immerhin sieht die Bus Station in der Innenstadt effektiv geplant und an Silvester auch mehr als gut genutzt aus.

An der Waterfront ist mein Lieblingsparkplatz verschwunden und durch einen Gebäudekomplex ersetzt worden. Auch die Parkhäuser an der gesamten Waterfront sind umstrukturiert worden. Das Nu Metro Kino, zu welchem wir mit fast religiösem Eifer jeden Mittwoch pilgerten um 20Rand Kino zu schauen hat umgebaut und jetzt ein Ledersessel-Liegekino. Geschickter Weise ist das genau der Kinosaal in dem wir am 01.Januar den zweiten Teil des Hobbits genießen können. Danach löse ich Bradleys Weihnachtsgeschenk ein und wir gehen in eine Da Vinci Ausstellung mit nachbauten und interaktiven Modellen. Leicht südafrikanisch angehaucht finde ich mehrere offensichtliche Fehler in den Exponatbeschreibungen, die zum Beispiel ansatzlos ins Spanische wechseln. Auch der Rest der Ausstellung geht ein wenig nach dem Prinzip: wir hatten eine gute Idee, aber unser Potenzial nicht ganz ausgeschöpft. Doch in jedem Fall bin ich beeindruckt von Da Vincis Multigenie.

 

Bradley und ich gehen surfen,  wir gehen bei fast jeder Gelegenheit essen, etwas was ich mir in Schottland nicht erlaube, was hier aber durch den starken Wechselkurs und die leckeren Sachen zu mehr als fairen Preisen vollauf genießbar wird.

Silvester wird mit Surfen in Llundudno, FKK Sonnenbaden und das Jahr 2013 zu Ende schreiben in Sandy Bay und superleckerem Thai Essen begangen und Abends geht es in die Innenstadt zu einer hübsch dekorierten Party, welche sich für mich leider nicht in die richtige Musik, dafür aber mit interessanten Beobachtungen präsentiert. Zum wiederholten Male stelle ich fest, dass mit Silvester in Massengesellschaft nicht wirklich taugt und fasse ins Auge nächstes Jahr in Kirchberg, weg von der Welt mit betrunkenen Menschen, zu feiern.

 

Kurz nach Beginn des neuen Jahres ziehe ich zu Zoes Familie um. Insbesondere ihre Eltern wollen sich für die Gastfreundschaft und Reiseunterstützung während Zoes Reisen im letzten Jahr bedanken. Die Wohnung liegt mitten in Hout Bay, ist stilsicher eingerichtet und hat einen herrlichen großen Pflanzenparadisbalkon mit Blick auf die Berge.  Ich habe ein kleines eigenes Zimmer und fühle mich wohl. Hier gibt’s es viele angeregte Gespräche, ich habe Zeit und Freiraum meinen eigenen Sachen nachzugehen. Und gleichzeitig immer das Angebot Zoe zu ihren Freunden, bei der Wohnungssuche und auf Parties zu  begleiten.

Mit Zoe bekomme ich Gelegenheit mich in einigen Häusern umzusehen. Ich finde es immer wieder faszinierend worauf Leute, insbesondere diejenigen die es sich leisten können, beim Hausbau/-kauf wertlegen. Und wie sie sich dann entscheiden zu leben. Südafrika hat definitiv wunderschöne Grundstücke mit herrlichen Häusern zu bieten. Doch mein Lieblingshaus auf diesem Trip ist von außen recht unscheinbar. Zwei Parallelstraßen von der Wohnung von Zoes Eltern entfernt housittet Zoes Bruder Matthew. Von Innen ist es ein Traum von hoher Giebelkonstruktion, alles weiß lasiert, die Möbel und Küche in abgewetztem weißem Holz. Dass hier eine kleine Künstlerfamilie lebt überrascht mich wenig. Ich fühle mich von dem Moment als ich durch die Tür trete wohl. Im Wohnzimmer steht ein perfektes, da breites, gerades und langes Sofa fürs Couchsurfen. Ich habe eine leichte Aversion gegen große Anwesen entwickelt, seitdem ich selbst eine mittelgroße Wohnung in Schuss halte. Dieses kleine Häuschen ist einfach perfekt. Sowohl das Meer als auch Spar sind um die Ecke, aber weit genug weg um nichts vom Hauptstraßenlärm mitzubekommen. Hinten raus gibt es eine Veranda und einen kleinen Garten und ich kann nicht anders als mich vom Moment als ich barfuß auf den weißen Dielen stehe zu denken, dass ich sicherlich nichts dagegen hätte einmal so zu wohnen.

 

Auch wenn man für über ein Jahr in einer Weltstadt wie Kapstadt gelebt hat gibt es noch Sachen, die man zum ersten Mal tut. Einen ausgedehnten Spaziergang durch Hout Bay machen zum Beispiel. Es ist Sonntag und ich treffe mich mit Bradley zum Eis essen und mache davor und danach auf dem Craft Market halt. An sich klingt das wenig aufregend, weiß man allerdings, dass die Runde insgesamt um die 45min ist und in Südafrika größtenteils vom Laufen auf Grund der Sicherheitslage abgeraten wird, dann wird das schon was Besonderes. Ich behalte den Sicherheitsaspekt hier immer im Hinterkopf und nehme daher nur Bargeld und mein Handy mit. Als der angekündigte Regen losbricht bin ich gerade mit meinem Eis mit Bradley fertig. Er bietet mir an mich zu Zoe zu fahren, aber ich will nochmal auf den Market. Also laufe ich. Sommerregen konnte ich schon immer nur mehr schön als lästig finden. Auch wenn es jetzt mit dem aufkommenden Böen und den Sturzbächen leicht unangenehm wird. Aber ich stapfe lächelnd mit meinen erstandenen Gütern die Straße entlang. Zwei Autos fragen ob sie mich mitnehmen können und beim zweiten stimme ich lachend zu. Mein Sommerkleid sowie meine Jacke sind durchnässt. Dem Ledersitz wird das zum Glück nichts anhaben.

 

Und obwohl Zoe mehr als genug um die Ohren hat managet sie mir wunderschöne, bisher unbekannt Ecke Kapstadts zu zeigen. Für den Moment zusammen zu leben ermöglicht es uns spontan in die Stadt zu Frozen Joghurt und Iced Chai Latte zu fahren um anschließend ins Studentenkino zu gehen und mit „Said enough“ einen herrlichen Mädchenmittag abzurunden.

Ich gehe Rosen pflücken und lese anschließend Roth „Indignation“ während ich eingemummelt auf einer Bank im Rosengarten sitze und vor mir die Bilderbuchlandschaft eines regnerischen Sommertages in Kapstadt habe, an dem es die Wolken nicht an den Himmel zu schaffen scheinen. Aber wir haben unsere Badesachen dabei und so geht es nach einem Spaziergang in Kalk Bay über die Eisenbahngleise zu einem angelegten Rockpool. Das Meer tobt in weiß und die Wellen spülen fleißig in den Pool. Erstaunlicherweise ist das Wasser nicht eisig und da es ausnahmsweise nicht zu sehr windet, ist sogar auf den Felsen im Pool sitzen angenehm.

 Am Abend geht es zu Matthews Geburtstagsfeier zu seiner eigentlichen Wohnung nach Sea Point. Mit der WG hat er unverschämtes Glück, denn die Lage nahe beim Wasser, in einem guten Stadtteil, nahe bei der Innenstadt, für den Preis den er für sein Zimmer zahlt und obendrauf noch einmal die Woche ein Hausmädchen kommt, dass aufräumt. Wir haben einen netten Abend, auch wenn ich es immer wieder erstaunlich finde, dass es wirklich Leute gibt, die filmen wie jemand an seinem Geburtstag die Kerzen ausbläst.

 

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