Niederlande, Amsterdam - Reflektion übers Backpackerleben

Zum ersten Mal steige ich in Schipol nicht nur um sondern darf auch den Rest des Flughafens in Augenschein nehmen. Beeindruckend ist, dass mein Backpack schon auf dem Band kreiselt, als ich durch die Passkontrolle komme. Ich kenne keinen Flughafen, der mir so effizient erscheint, wie dieser hier, sogar umsteigen geht hier immer so schnell und einfach, dass es einfach Spaß macht. Und noch dazu gibt man sich viel Mühe mit Kunst und Fotos von Waldtieren und Waldgeräuschen eine Atmosphäre zu schaffen die sich von anderen Flughäfen abhebt. Lotta wartet schon auf mich und jeder Mal wieder ist es einfach das schönste am Flughafen abgeholt zu werden. Man muss sich wirklich nur die Ankuftshalle in einem Flughafen anschauen muss um die allgegenwärtigen engen zwischenmenschlichen Verbindungen zu sehn, Wärme zu spüren.

 

Für die nächsten vier Monate werde ich unterwegs sein. Eine leichte Nervösität stellt sich bei mir ein, als ich am Morgen die restlichen Dine erledige. Und obwohl ich zum Glück schon am Wochenende das Meiste gepackt habe, sind dann doch am Ende noch mehr Aufgaben als Zeit verfügbar. Glücklicherweise erklärt Anika, meine Mitbewohnerin, sich bereit morgen noch Geld auf die Bank zu bringen und Fragebogen von einem Forschungsprojekt, bei welchem ich mitgeholfen habe, abzugeben.

12.15 verpasse ich beinahe meinen Zug, da ich total enspannt am Ende des Bahnsteigs sitze, dieses Mal aber ein Kurzzug nach Edinburgh fährt. Zum Glück reicht ein Sprint aus um noch mitgenommen zu werden.

In Edinburgh mache ich im Museum halt, sitze mit meinem Rucksack in einem Raum und schaue Videoprojekte; der Rest der Ausstellung ist leider seit drei Tagen vorbei. Die Zugfahrt von Dundee nach Edinburgh und dort den Bus zum Flughafen zu nehmen, wurden durch meine zweifachen Deutschlandbesuche in den letzten Wochen fast schon zur Routine. Langsam legt sich meine Unruhe, mit jeder kleinen Nachricht an nahe Menschen ein wenig mehr. Was vor mir liegt erwarte ich mit Neugier und Vorfreude. Teil eins heißt Amsterdam und meine West Park Mitbewohnerin Lotta besuchen. Die macht jetzt ihren Master im Amsterdam und wenn überhaupt dann ist unsere Freundschaft, ganz so wie auch bei meiner anderen West Park Mitbewohnerin Julie, welche ich letzten Sommer in Rumänien besucht habe, nach unser allen Auszug aus dem Studentenwohnheim, noch gewachsen.

Lotta stellt den Anfangs und Endpunkt meiner Reise dar, denn im September wird sie zum Gegenbesuch zurück nach Dundee kommen, einen Tag nachdem ich von Bangkok Heim fliegen werde.

 

Ich habe mich entschlossen für die Reisedauer in Europa mein neustes Spielzeug mitzunehmen. Nils hat mir bei seinem letzten Besuch in Dundee seinen iPod touch vermacht. Und so sehr mir die i Produkte im Konzept wiederstrebten, so sehr muss ich sagen, dass ich mittlerweile überzeugt bin. Vor allem die (Video-)Podcasts die sich automatisch updatend auf dem Spielzeug einfinden und es mir erlauben, durch kürzlich geänderte Flugzeugregeln, auch während des gesamten Fluges Panorama, Weltspiegel, Quarks&Co und Frontal 21 zu schauen. Diese andere Art von Bildungsreise werten die Stunden an Flughafen und in verschiedenen Transportmitteln eindeutig auf. Und für die nächsten Wochen in Amsterdam, Schweden und Polen kann ich das Risiko des Spielzeuges bestohlen zu werden vertreten. Was Asien betrifft bin ich da anderer Meinung, denn Touchscreens und i Produkte stellen ein zusätzliches Riskio dar, welches ich nicht eingehen muss. Vor allem da eine selbstauferlegte Beschränkung meiner online Aktivitäten eine Freiheit nach sich zieht, die ich mir nur auf Reisen erlaube. Einfach mal nicht erreichbar sein, Mails erst Tage oder Wochen später beantworten, keine bekannte Handynummer zu haben und es damit auch nicht unbedingt nötig haben, das Teil die ganze Zeit bei mir zu tragen. Die Freiheit immer sagen zu können das die Internetverbindung nicht so war, wenn man vielleicht auch einfach Mal ein paar Tage lang zu sehr in den Ereignissen vor Ort war um sich in Mails von weit weg zu denken. Gestern habe ich noch dem Gewicht meines Backpacks gegrummelt, doch als ich gerade diese Zeilen schreibe bin ich sehr froh, dass ich mich wieder zur Mitnahme meines Netbooks durchgerungen habe. Netbook und Spiegelreflexkamera machen zusammen um die 4kg. Den Unterschied zwischen einem echt leichten Backpack und einem bei dem ich denke, dass mein Sport in den nächsten Monaten ist, ihn durch die Gegend zu schleppen. Eine Hassliebe mit dem Backpack aus dem ich, so wie er jetzt gepackt ist, mit Medikamenten, Isomatte und Schlafsack, weit länger als 4 Monate auskommen könnte. Aber Kamera und Laptop sind bewusste Entscheidungen, die mich kreativ-produktiv sein lassen. Wann unglaublich schöne Momente einfangen, wenn nicht auf Reisen. Wann nimmt man sich die Zeit, eine Viertelstunde an den Kamera Einstellungen herumzuspielen um das Bild doch noch ein wenig besser zu bekommen, wenn nicht auf reisen. Meinen Blog zu schreiben ist mittlerweile ein fester Bestandteil meiner Reflektionen. Und auch wenn ich mit dem Schreiben und in Folge von klaffenden Lücken, manchmal Monate mit dem Veröffentlichen hinterher hinke, so eröffne ich doch, wenn auch manchmal unangenehm verspätet, die Möglichkeit teil zu haben. Und das nicht nur für all die lieben Menschen in ganz verschiedenen Ecken der Welt. Sondern die vielen Stunden die ich auf Reisen genutzt habe um zu schreiben, sei es Blog oder Gedichte, und Bilder zu machen, ermöglichen auch für mich selbst noch Jahre später Zeitreisen. Zurück in Geschichten und an Orte, die sonst schon ganz verschwommen wären von Erinnerungen.

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